SPÖ-Devise: Nur nicht auffallen

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ANALYSE. Spitzenkandidat Schieder spielt im Wahlkampf keine wahrnehmbare Rolle. Das muss der Partei nicht schaden, ist jedoch leichtfertig.

„Aufmerksamkeit erregen“ ist für Politiker nicht ganz unwesentlich. Im Zweifelsfall kann es sogar besser sein, dies negativ zu tun als gar nicht. Ja, „besser eine schlechte Nachreche als gar keine“, heißt es so schön. Heute ist das ein Stück weit messbar. Wer oder was die Leute bewegt, danach googeln sehr viele, um mehr und auch Neues dazu zu erfahren. Das Ergebnis lässt sich über Google Trends auswerten. Für fünf Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl ergibt dies allein auf Österreich bezogen ein bemerkenswertes Ergebnis (mehr als fünf können nicht abgefragt werden).

Vilimsky, noch einmal Vilimsky und dann Gamon.

In den vergangenen 30 Tagen gab es die mit Abstand meisten Suchanfragen nach Harald Vilimsky (FPÖ). Und zwar insbesondere am 24. April. Das war der Tag nach dessen Aufritt bei Armin Wolf in der „ZiB2“. Vilimsky drohte Wolf mit Konsequenzen für Fragen, die seiner Ansicht nach unerhört waren. Für die Zahl der Suchanfragen wird in diesem Fall der indexierte Maximalwert von 100 ausgewiesen. Alle anderen stehen in Relation dazu. Wobei im Zeitverlauf am ehesten Vilimsky sich selbst am nächsten kommt. Soll heißen: Er hat auch nach dem 24. April ziemlich viele Österreicher beschäftigt.

Neben ihm hat dies eigentlich nur noch Claudia Gamon von den Neos getan. Am 5. Mai erreichte der Umfang der Suchanfragen nach ihr ein Ausmaß, der 39 Prozent von Vilimskys erwähntem Maximalwert entspricht. Wahrscheinlicher Grund: An jenem Tag saß sie in der Pressestunde und forderte unter anderem die Abschaffung des Feiertags „1. Mai“. Damit schaffte sie es jedenfalls in die Schlagzeilen.

In Summe die geringste Aufmerksamkeit, die über Google Trend messbar ist, hat in all den Tagen nicht Othmar Karas (ÖVP) und auch nicht Werner Kogler (Gründe) zusammengebracht, sondern Andreas Schieder (SPÖ).

Im besten Fall für ihn entspricht das der Parteistrategie und auch seinem Wesen. Kalkül: Nicht nur Freiheitliche, sondern neuerdings auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz polarisiert mit antieuropäischen Aussagen so sehr, dass die SPÖ automatisch mehr Proeuropäer gewinnt. Zumal sich bei Befragungen im Rahmen der AK-Wahlen im Übrigen gezeigt hat, dass die schwarz-blaue Regierung sehr viele Fans, aber auch über Wien hinaus sehr viele Gegner hat.

Davon auszugehen, dass das automatisch auf einen SPÖ-Erfolg hinausläuft, ist jedoch riskant: Gerade bei EU-Wahlen ist es aufgrund der extrem niedrigen Wahlbeteiligung schon auch wichtig, potenzielle Wähler zu mobilisieren. Sonst werden sie eher nicht unbedingt rot. Selbst wenn sie anfällig dafür wären.

 

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