ANALYSE. Als Präsidentschaftskandidat ist der Chef der Bierpartei auf sehr breiten Zuspruch gestoßen. Nicht nur links der Mitte. Er ist wohl „Projektionsfläche“ für gewisse Sehnsüchte.
Zugegeben: Behaupten lässt sich viel, einigermaßen belegen sehr wenig, wenn es um eine Erklärung dafür geht, wie es Dominik Wlazny bei der Bundespräsidenten-Wahl gelungen ist, auf mehr als acht Prozent der Stimmen zu kommen.
Angesprochen hat er Menschen aus unterschiedlichen Schichten und Gruppen. Gewählt haben ihn sehr viele, die bei der Nationalratswahl 2019 für die Neos oder die Grünen stimmten. Laut SORA-Wählerstromanalyse waren das immerhin 77.000 bzw. 73.000. Nicht wenige – nämlich 57.000 – gaben damals der FPÖ den Vorzug.
Wie die Ergebnisse der Wahltagsbefragung des Sozialforschungsinstituts zeigen, fand er bei Frauen und Männern ähnlich viel Zuspruch. So war es auch bei WählerInnen nach formalem Bildungsabschluss. Oder nach Wohnort: In Wien schnitt Wlazny mit mehr als zehn Prozent am besten ab im Bundesländervergleich. Im Burgenland lief es aber nicht viel schlechter für ihn (mit vorläufig mehr als neun Prozent).
Signifikant sind eher nur die vorliegenden Daten zum Wahlverhalten nach Einschätzung der Entwicklung Österreichs. Bei all jenen, die eine negative sehen, erfuhr Wlazny überdurchschnittlichen Zuspruch. Vor allem aber tat er dies bei Jüngern; bei Unter 30-Jährigen schaffte er laut Wahltagsbefragung 20 Prozent.
Das mit der Jugend ist wenig überraschend: Sie ist eher nicht parteigebunden. Ihr Vertrauen in die Politik ist laut einer Untersuchung vom Frühjahr besonders erschüttert, viele sehen sich als Angehörige einer verlorenen Generation. Wlazny könnte es gelungen sein, hier anzuknüpfen. Zunächst einmal durch eine Art, die so gar nicht mit bekannter Politik in Verbindung gebracht wird: Er wirkte authentisch wie leidenschaftlich, betonte ein Bemühen um sozialen Frieden, ohne aber vorzugeben, Patentlösungen zu haben. Alles in allem ist das weder links noch rechts.
Man kann auch finden, dass es nicht (besonders) tiefgehend ist. Vielleicht aber ist es vielen, die ihm ihr Stimme gegeben haben, um etwas ganz anderes gegangen: Ihre Unzufriedenheit über vorherrschende Verhältnisse artikulieren oder schlicht die Sehnsucht nach einem Politiker oder einer Politikerin zum Ausdruck bringen, der oder die für etwas brennt, ohne radikal, geschweige denn hetzerisch zu sein.