Nichtwähler bleiben klar stärkste „Partei“

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ZAHLEN ZUM TAG. Rund 190.000 Tirolerinnen und Tiroler haben sich nicht an der Landtagswahl beteiligt. Das sind um die Hälfte mehr, als die ÖVP unterstützten – und gehört mehr beachtet.

Nichtwähler bilden natürlich keine Gruppe. Würden sie das tun, hätten sie sich nach der Tiroler Landtagswahl 2022 verhalten können wie die ÖVP von Anton Mattle: Sie hätten war Stimmenverluste eingestehen müssen, sich aber darüber freuen dürfen, klar stärkste Kraft geblieben zu sein.

Die Wahlbeteiligung belief sich auf 65 Prozent. 35 Prozent der Wahlberechtigten gaben also keine Stimme ab. Genauer: 187.195 Staatsangehörige ab 16. Vor vier Jahren waren es 214.894. Die Wahlbeteiligung belief sich damals auf rund 60 Prozent. Auf diesem Niveau bewegt sie sich seit Anfang der 2000er Jahre. Bis dahin hatte es eine Wahlpflicht gegeben.

Den 187.195 nunmehrigen Nicht-WählerInnen stehen 119.167 gegenüber, die die ÖVP unterstützten. Trotzdem ist die Volkspartei – auch in Prozent – klar stärkste Partei geblieben. Die FPÖ folgt mit knapp 65.000, die SPÖ mit rund 60.000 Stimmen, wie dem vorläufigen Ergebnis inklusive Wahlkarten zu entnehmen ist.

 

Wer nicht wählt, hat keinen Einfluss auf die Mandatsverteilung, die Gruppe der Nichtwähler gehört jedoch beachtet. Auch wenn sie sehr vielfältig ist. Sie setzt sich zum Teil aus Menschen zusammen, die vielleicht nur einmal oder gelegentlich keine Stimme abgeben, wie eine „Bertelsmann“-Studie für Deutschland bestätigt. Ebenfalls „Bertelsmann“ geht davon aus, dass es sich häufig um Angehörige „sozial schwacher Milieus“ handelt.

Zur Wiener Gemeinderatswahl 2020 hat das Sozialforschungsinstitut SORA hierzulande eine Untersuchung durchgeführt. Zentrale Erkenntnisse: „Je weniger sozio-ökonomische Ressourcen in einem Stadtteil zusammenkommen, desto geringer ist dort auch die Wahlbeteiligung. (…) Die Überzeugung, nicht gleichwertiger Teil dieser Demokratie zu sein, ist weit verbreitet. (…) Das daran anschließende mangelnde Vertrauen in das politische System und in die Wirksamkeit von politischer Beteiligung – „meine Stimme zählt nicht“ – mündet in einem Rückzug aus dem demokratischen Prozess.“

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