Sechs Millionen Euro für den Boulevard

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ZAHLEN ZUM TAG. Regierungsinserate im 4. Quartal 2020: Im Jahr davor hatte es sich nur um eine Million gehandelt.

Ex-Neos-Chef Matthias Strolz bezeichnet Regierungsinserate als „strukturelle Korruption“. Tatsächlich erreichen sie in Österreich ein weltweit (wohl) einzigartiges Volumen. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres sind allein sechs Millionen Euro an den Boulevard geflossen. Das ist der Medientransparenzdatenbank zu entnehmen.

Die Aufteilung nach Zeitungstiteln: In der „Kronen Zeitung“ wurde um 2,6 Millionen Euro inseriert, in „Heute“ um 1,8 und in „Österreich – oe24“ um 1,6 Millionen Euro. Ein Werbeboykott, wir er infolge der Berichterstattung über den Terroranschlag von Wien Anfang November von Handelskonzernen vorübergehend betrieben worden war, ist hier nicht feststellbar.

Bezeichnend: Unter der Übergangsregierung Bierlein im Jahr davor hatte das gesamte Inseratenvolumen der Bundesregierung bzw. ihrer Ministerien nur knapp eine Million Euro betragen: Um 360.000 Euro handelte es sich damals – ebenfalls im vierten Quartal – bei der Krone, 340.000 bei Heute und 275.000 Euro bei Österreich.

2020 stand naturgemäß auch im Zeichen von Regierungsinformationen zur Pandemie. Sie liefen über das Bundeskanzleramt. Vom Gesamtvolumen in Höhe von sechs Millionen Euro von Oktober bis Dezember entfiel mit 3,2 Millionen Euro mehr als die Hälfte allein auf das von Sebastian Kurz (ÖVP) geführte Ressort. Vom Gesundheitsministerium von Rudolf Anschober (Grüne) gab es dagegen gar nichts. Zweitgrößter Inserent war das Verteidigungsministerium (782.000 Euro), drittgrößter das Innenministerium (646.000 Euro), gefolgt vom Finanzministerium mit 559.000 Euro).

Unter grüner Direktverantwortung lief in Relation so gut wie nichts: Vom Verkehrsministerium kamen 164.000 Euro, vom Kunstministerium von Werner Kogler knapp 22.000 Euro.

Diese Auflistung bietet nur einen Ausschnitt. Grund: Die Datenbank ist so gestaltet, dass eine Gesamtauswertung Wochen dauern würde. Erfahrungsgemäß gehen Regierungsinserate zu einem sehr großen Teil an Boulevardzeitungen. Dazu gehören im Übrigen auch Online-Angebote, die hier ebenfalls nicht berücksichtigt sind.

Lesen Sie morgen: Inserate der Stadt Wien.

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