ZAHLEN ZUM TAG. Als ehemaliger Innenminister hat der Kanzler eine sachlich nicht nachvollziehbare Boulevardförderung aus Steuermitteln zu verantworten.
Die Vergabe von Regierungsinseraten ist sachlich nicht nachvollziehbar. Das bekräftigt der Medienforscher Andy Kaltenbrunner auch in seiner jüngsten Untersuchung. Im Kanzleramt existiere zwar eine Formel, diese berücksichtige aber nicht nur die Zahl der Leserinnen und Leser, sondern auch die Druckauflage. Damit handle es sich um eine Produktionsförderung und das gehe wiederum an der Sache vorbei: Inserate sollten ja gewissen Kommunikationszielen bzw. erforderlich erscheinender Information bestimmter Gruppen dienen.
Vom Kanzleramt abgesehen schert sich laut Kaltenbrunner kein Ressort nicht einmal um diese Formel. Es wird einfach willkürlich Steuergeld ausgeschüttet. Das grüne Klimaressort legt den Fokus eher auf Qualitätszeitungen, das türkise Innen- und das ebensolche Landwirtschaftsministerium ganz brutal auf den Boulevard.
Unter Führung des heutigen Kanzlers Karl Nehammer entfielen rund 92 Prozent des Inseratenvolumens des Innenministeriums im vergangenen Jahr auf „Österreich – oe24“, die „Kronen Zeitung“ und „Heute“. An den „Kurier“ gingen weitere 6,5 Prozent. Blieben 1,5 Prozent für alle übrigen Blätter. Wobei: Auf der Seite medien-transparenz.at, auf deren Basis diese Werte ermittelt sind, scheinen nur noch die „Kleine Zeitung“ und „Der Standard“ auf.
Leserinnen und Lesern dieser Zeitungen, die zum Teil größere Regionen abdecken, hatte das Innenministerium nichts mitzuteilen: „Die Presse“, „OÖ Nachrichten“, „OÖ Volksblatt“, „Salzburger Nachrichten“, „Tiroler Tageszeitung“, „Vorarlberger Nachrichten“, „Neue Vorarlberger Tageszeitung“ sowie „Wiener Zeitung“.
Pikant: Mit 26.860 Euro ein größeres Inseratenvolumen als in der „Kleinen Zeitung“ und im „Standard“ wies das Innenministerium im „ab5zig“-Magazin aus. Das gehört zum Seniorenbund, der in diesem Fall Verein sein möchte, aber immer eine Teilorganisation der ÖVP ist, wie der Rechnungshof feststellt.
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