FPÖ a.D.

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ANALYSE. Hofer, Kickl und Co verzweifeln an Kurz und Strache und flüchten sich in eine Ecke mit der AfD. So wird das nichts mit einer baldigen Rückkehr zu alter Größe.

Es kommt erstens anders und zweitens als man denkt: Türkis-Grün führt nicht dazu, dass die Blauen automatisch wieder erstarken. Im Gegenteil. Bei aller Vorsicht, die geboten ist, wenn man in diesem Zusammenhang die burgenländische Landtagswahl erwähnt, ist das eine oder andere doch bezeichnend: A) Die Freiheitlichen haben stark verloren. B) Und das im Heimatland von Norbert Hofer. C) Am Wahlabend beschäftigten sich Hofer und Co. nicht mit der Gegenwart, geschweige denn der Zukunft, sondern mit der Vergangenheit. Sie lieferten sich die hundertste Auseinandersetzung mit Heinz-Christian Strache. Sprich: Dessen Schatten ist und bleibt über der Partei. So wird das nichts mit einer baldigen Rückkehr zu alter Größe.

Doch eines nach dem anderen: ÖVP-Chef Sebastian Kurz ist drauf und dran, die Freiheitlichen zu erdrücken. Mit Duldung der Grünen schafft er es bisher, seine „ordentliche Mitte-Rechts-Politik“ fortzusetzen. Es gibt nichts, was Anhänger dieses Kurses irritieren könnte. Gleich in den ersten Wochen haben Kurz und seine Fachminister klargestellt, dass es beim Nein zum Migrationspakt bleibt, die Sicherungshaft kommen soll und das Kopftuchverbot ausgeweitet wird.

Für die Freiheitlichen ist bisher null Spielraum geblieben, irgendwie aufzuzeigen. Reaktion: Herbert Kickl reist nach Deutschland, um zu verkünden, dass man die Zusammenarbeit mit der AfD intensivieren wolle. Das ist bezeichnend: Die AfD ist nicht zu unterschätzen. Sie steht aber extrem weit rechts und dorthin wollen ihr nun offenbar auch die Freiheitlichen in ihrer Not folgen. Allein: Mit „staatstragend“ und so ist es damit vorbei. Auch größere Wähleranteile von, sagen wir: 20 Prozent, die nötig sind, um auch für Regierungsbildungen irgendwann wieder wirklich entscheidendes Gewicht zusammenbringen zu können, sind aus dieser Ecke heraus schwer möglich.

Doch das ist im Moment noch das kleinere Problem der Freiheitlichen: Ihr großes Problem ist, dass ihr zum Verhängnis wird, keinen ordentlichen Schlussstrich unter die Affären von und mit ihrem Ex-Obmann Heinz-Christian Strache ziehen zu können. Ja, zu können: Das hat auch damit zu tun, dass die entscheidenden Akteure Hofer und Kickl auf Bundes- sowie Dominik Nepp auf Wiener Ebene zu sehr Teil des Systems Strache waren – als Stellvertreter, Generalsekretär etc.

Im Übrigen hat es damit zu tun, dass sie unfreiwillig, aber doch eingestehen, dass Heinz-Christian Strache nach wie vor ihre große Nummer ist. Und zwar dadurch, dass sie auf jede Meldung von ihm, die gegen sie gerichtet ist, in einer Art und Weise reagieren, dass sie mitsamt ihrer Erwiderung erst recht Schlagzeilen macht.

Die Perspektiven? Die Perspektiven sind natürlich abhängig davon, wie sich Kurz weiter entwickelt. Aus heutiger Sicht können die Freiheitlichen eher nur hoffen, dass er ihnen irgendwann wieder Luft zum Atmen lässt. Abgesehen davon sind ihre Aussichten mit ihrer bestehenden Führungsgeneration schlecht; das sind zu sehr Straches Leute.

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