ZAHLEN ZUM TAG. Warum sich die Politik nach wie vor bemüht, Einfluss auf den Öffentlich-Rechtlichen zu nehmen.
Frei nach dem langjährigen ORF-Generalintendant Gerd Bacher ist es für Politikerinnen und Politiker belanglos, wie es dem Öffentlich-Rechtlichen geht, entscheidend ist für sie, wie sie in den ORF-Nachrichten und sonstigen -Programmangeboten vorkommen. Das hat sich nicht geändert, obwohl Reichweiten zurückgegangen sind und sich die Medienwelt diversifiziert hat. Im Gegenteil.
Das hat einerseits wohl damit zu tun, dass sich Politik mehr denn je auf Inszenierung und „Message Control“ reduziert; ein Bestandteil davon ist naturgemäß Einflussnahme auf Journalismus. Auf der anderen Seite ist der ORF ein entscheidendes Medium geblieben.
Das unterstreicht zum Beispiel eine Studie zur Mediennutzung der Wienerinnen und Wiener, die die Bundeshauptstadt für 2020 erstellen ließ. Etwas mehr als 2000 Personen gaben unter anderem an, welche Medien sie täglich oder mehrmals die Woche konsumieren.
Die stärkste Tageszeitung, „Heute“, bringt es gerade einmal auf 28 Prozent, gefolgt von „Krone“ mit 27 und „Standard“ mit 22 Prozent. Viel größer sind die Anteile im TV-Segment – mit dominierender ORF-Stellung: „ORF 2“ erreichte 48 Prozent, „ORF 1“ 45 und „ORF 3“ 28 Prozent. Auch im Radio-Bereich liegen durchwegs ORF-Programme vorne – Ö3 mit 32, Radio Wien mit 25 und Ö1 mit 19 Prozent.
Bemerkenswert ist, dass vom ORF auch die gefragteste Nachrichtenseite im Internet kommt: „orf.at“ wird von 33 Prozent der Wienerinnen und Wiener zumindest mehrmals die Woche besucht. „derstandard.at“ folgt mit 24, „krone.at“ mit 18 Prozent.
Enorm sind die Anteile sozialer Medien, wie WhatsApp (58 Prozent) oder Facebook (37 Prozent), auf die österreichischen Meiden keinen Einfluss haben – weder der ORF noch sonst eines; sie können sich nur darum bemühen, dass ihre Inhalte darüber verbreitet werden.
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