Kärnten: Zwei Welten

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ZAHLEN ZUM TAG. Während die Bevölkerung in den Großräumen Klagenfurt und Villach wächst, geht sie in den übrigen Bezirken zum Teil stark zurück. Das ist auch ein politisches Problem.

In Niederösterreich hat – wie hier ausgeführt – nicht nur die Durchimpfungsrate und schon gar nicht der Anteil ausländischer Bevölkerung zum Beispiel zu einem ÖVP-Absturz und hohen FPÖ-Ergebnissen geführt. Das zeigt sich daran, dass die Freiheitlichen im Bezirk Waidhofen an der Thaya am besten abgeschnitten haben, „obwohl“ dort vergleichsweise viele Menschen geimpft sind und relativ wenige Männer und Frauen mit einer nicht-österreichischen Staatsangehörigkeit leben.

Das Phänomen ist verbreitet, wird im öffentlichen Diskus jedoch sträflich vernachlässigt; dort gilt zu sehr „Migration“ als unmittelbares Problem. Dabei könnte es ganz anders sein. Annahme: Wo es einen Bevölkerungsrückgang und nicht einmal Zuwanderung in nennenswertem Ausmaß gibt, sind die Perspektiven düster. Sperren Gasthäuser und andere Betriebe zu, weil Kundschaft genauso fehlt wie Personal. Das gesellschaftliche Leben droht zu sterben. Dazu kommen nun multiple Krisen, die es doppelt schwer machen, zuversichtlich zu bleiben – und daher wächst letztlich auch der Zuspruch für politischen Populismus, der mit negativen Stimmen arbeitet und einfache Lösungen verspricht, in diesen Regionen stärker.

Vor diesem Hintergrund muss bei der Landtagswahl in Kärnten die regierende SPÖ nicht zwangsläufig abstürzen und die FPÖ triumphieren; die Einflüsse sind vielschichtiger. Bemerkenswert ist aber, dass das Land insgesamt kaum noch wächst. Seit 2002 hat es nur noch ein Bevölkerungswachstum von 0,8 Prozent gegeben.

Vor allem aber ist das Land quasi ein geteiltes: In den Großräumen Klagenfurt und Villach hat die Bevölkerung in den vergangenen 20 Jahren um bis zu 12,9 Prozent zugenommen. In den übrigen Bezirken ist sie zurückgegangen, in den Bezirken Wolfsberg, Spital an der Drau, Sankt Veit an der Glan und Hermagor gar um 7,4 bis 8,4 Prozent. Da liegen Welten dazwischen. Beziehungsweise: Den unterschiedlichen Welten gerecht zu werden, ist für Politik, die landesweit erfolgreich sein möchte, eine Kunst.

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