Doskozils Unverschämtheit

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ANALYSE. Der burgenländische Landeshauptmann doziert über Wirtschafts- und Sozialpolitik. Dabei hat er selbst ein riesengroßes Standortproblem.

Es ist ja durchaus unterhaltsam, wie sich der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) im Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ als Vertreter einer linken Basispolitik bezeichnet, Peter Kaiser und Genossen in Kärnten abwatscht und sich schließlich von der Initiative der Bundespartei distanziert, die Arbeitszeit zu verkürzen; besser wäre es seines Erachtens auch mitten in der Jahrhundertkrise noch immer, seinen 1700 Euro-Mindestlohn (netto) einzuführen.

dieSubstanz.at wird jetzt nicht versuchen, die beiden Maßnahmen zu bewerten. Es geht vielmehr darum, zu erinnern, wer sich da so äußert: Dokoszil hat seinen Mindestlohn auf Steuerzahlerkosten für Vollzeitbeschäftigte in Bereichen eingeführt, in denen es Ausbeutung und dergleichen ohnehin nicht geben sollte; die Mitarbeiter im Landesdienst und in der Krankenanstalten-Gesellschaft stehen seit einer gefühlten Ewigkeit unter sozialdemokratisch bestimmter Landespolitik.

Das ist das eine. Das andere: Gerade im Burgenland würde es riesigen Bedarf für eine Standortpolitik geben, die möglichst vielen Menschen Wohlstand und Beschäftigung vor Ort ermöglicht. Das Land hat mit 30.700 Euro das niedrigste Pro-Kopf-„BIP“ aller Bundesländer. In Salzburg ist es mit 52.400 Euro am höchsten – dass es dort doppelt so hoch ist, wäre nur ein bisschen übertrieben.

Das Schicksal sehr vieler Burgenländer lautet pendeln. Im Land existieren relativ wenige Jobs. Gemessen an der Gesamtbevölkerung beläuft sich die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Land laut AMS-Statistik auf gerade einmal 34,6 Prozent. Bundesweiter Schnitt ist 42,2 Prozent. Salzburg liegt mit 47,8 Prozent vorne. Gemessen an allen Menschen im sogenannten „erwerbsfähigen Alter“ (15 bis 64) sind es im Burgenland 53,5 Prozent. Und in Salzburg 72,1 Prozent.

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