Wo die Grünen anstehen

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ANALYSE. Die Partei bleibt auf eine eher junge Bildungselite beschränkt. Darüber hinaus erfolgreich zu sein, hat im Übrigen auch Peter Pilz nicht geschafft.

Sie sind unter 30 oder haben einen Hochschulabschluss? Man könnte fast wetten, dass sie bei der EU-Wahl die Grünen unterstützt haben. Gut, allzu viel einsetzen sollte man nicht. In diesen beiden Wählergruppen ist die Partei jedoch extrem erfolgreich gewesen. Bei den Jungen holte sie laut SORA-Wahltagsbefragung 28 Prozent und bei den Männern und Frauen mit dem höchsten formalen Bildungsabschluss 30 Prozent. Zum Vergleich: Die Sebastian-Kurz-ÖVP, die alles in allem triumphiert hat, musste sich hier mit weniger begnügen; mit 16 bzw. 28 Prozent nämlich.

Die Grünen sind so gesehen eine Partei einer eher jungen Bildungselite. Geblieben, wie man hinzufügen muss: Versuche, in die Breite zu gehen, weniger abgehoben zu wirken und so zu kommunizieren, dass sich auch eine etwas breitere Masse angesprochen fühlt, sind ganz offensichtlich gescheitert.

„Macht nichts“, könnten Grünen-Sympathisanten einwenden: Die Partei ist bei der EU-Wahl auch so auf 14,1 Prozent gekommen und liegt auch in den Umfragen im Hinblick auf die Nationalratswahl im September bei bis zu zwölf Prozent. Das ist zugegebenermaßen sehr viel. Viel mehr scheint aber kaum möglich: Große Teile der Gesellschaft sind und bleiben nämlich alles andere als grün.

Einen Hinweis darauf liefert wieder die SORA-Wahltagsbefragung: Bei Menschen ab 60, die besonders zahlreich sind und die auch eher an Wahlen teilnehmen, sind die Grünen bei der EU-Wahl auf vier Prozent gekommen. Und bei Frauen und Männern, die über einen Pflichtschulabschluss oder eine Lehre nicht hinausgekommen sind, mussten sie sich mit ähnlich bescheidenen Werten begnügen.

Einer, der versucht hat, Grenzen zu sprengen, war Peter Pilz: Noch als Grüner hat er sich für einen linken Populismus stark gemacht. Migrationsthemen wollte er nicht Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache überlassen. Folglich ist er auch gegen Islamismus vorgegangen. Erfolg: gleich null.

Blenden wir noch einmal zurück zur Nationalratswahl 2017, als das Image von Pilz und seiner Liste noch nicht durch die Belästigungsvorwürfe gegen ihn ruiniert war: Die beiden sind damals viel weniger von ehemaligen ÖVP- und FPÖ-Wählern ins Hohe Haus gebracht worden, als von allen anderen. Insgesamt 22.000 ex-schwarzen und -blauen Stimmen standen laut SORA 67.000 -grüne, 32.000 -rote und 31.000 -pinke gegenüber. Und selbst wenn Pilz den einen oder anderen Wähler darüber hinaus davon abgehalten hat, eine der beiden späteren Regierungsparteien zu unterstützen – wirklich viele können es nicht gewesen sein, so erfolgreich wie die beiden gewesen sind.

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