Wiens Doskozil

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ZAHLEN ZUM TAG. Bürgermeister und SPÖ-Stadtchef Ludwig tut sich im Umgang mit dem Donaustädter Bezirksvorsteher Nevrivy schwer. Warum? Eine Annäherung in Zahlen.

Die Affäre um ehemalige Kleingartengrundstücke, die in Bauland umgewidmet wurden und so Leute wie den Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) vermögender gemacht haben, reißt nicht ab. Gerade haben der „Falter“ und „Die Presse“ wieder ausführlich berichtet darüber. Die Geschichte kurz gefasst: Widmungen sind eine kommunale Angelegenheit. Profitieren Kommunalpolitiker davon, ist das heikel. Entsteht der Verdacht, dass es von vornherein darauf angelegt worden ist, ist es problematisch. Auch wenn formal alles korrekt abgelaufen sein mag. Die eine Partei (die ÖVP) mag in Bezug auf die Aktivitäten von Gemeindechef Alfred Riedl ein Auge zudrücken. Für die SPÖ hat jedoch nicht nur ihr Bundesvorsitzender Andreas Babler, sondern auch Bürgermeister Michael Ludwig betont, dass besonders hohe Ansprüche gelten würden.

Passiert ist bisher jedoch nichts. Genauer: Ludwigs SPÖ teilte zwischenzeitlich mit, dass alles korrekt abgelaufen sei. Und weiter? Stand 4. Oktober: Nichts.

Die Sache ist für Ludwig (wie letzten Endes auch für Babler) vielschichtig und kompliziert. Der Umgang mit einem wie Nevrivy ist schwierig für sie. Nur auf den ersten Blick, rein menschlich, könnte er einfach sein: Nevrivy ist ein Anhänger des burgenländischen Landeshauptmannes Hans Peter Doskozil. Auf dem jüngsten Bundesparteitag hat er diesen – zumindest durch Applaus – unterstützt.

Überraschung ist das keine: Nevrivy ist kein Vertreter einer urbanen Linken, Klimaschützer bezeichnete er schon einmal als „Heisln“. Ganz nüchtern betrachtet verkörpert er eine Politik, die in einem sehr hohen Maß der Bevölkerung in seinem Bezirk entspricht: Die Donaustadt ist nicht Wien insgesamt. Sie hat einen deutlich höheren Anteil österreichischer Staatsangehöriger ubd damit auch generell Wahlberechtigter. Und: Auf Basis des Bildungsstandes zeigt sich, dass hier eher eine Mittelschicht zu Hause ist. Überwiegen (relativ) stadtweit Akademikerinnen und Akademiker, tun es hier Personen mit Lehrabschluss, in der Regel also Facharbeiter:innen.

Natürlich: Jeder Bezirk ist eigen. Die Donaustadt ist für die SPÖ jedoch der wichtigste und in Wien handelt es sich um den bevölkerungsreichsten. Mit 212.000 Einwohner:innen zu Jahresbeginn ist gerade Linz „überholt“ worden. Nach (ganz) Wien und Graz ist sie damit quasi schon die drittgrößte Stadt Österreichs.

Insgesamt gibt es in Wien 23 Bezirke. Bei der letzten Gemeinderatswahl holte die SPÖ jedoch jede achte Stimme in der Donaustadt. Dort hat sie stärker zugelegt und nicht nur 41,6 Prozent erreicht (wie wienweit), sondern 46,2. Bei der Bezirksvertretungswahl musste sie sich nicht mit wienweiten 37,6 Prozent begnügen, sondern schaffte 45,1 Prozent. Wobei bei einem Blick in die jüngere Vergangenheit auffällt, dass die FPÖ in ihren Hochzeiten der SPÖ hier besonders nahegekommen ist. Das hat ganz offensichtlich auch ihre Ausrichtung geprägt.

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