Wiener SPÖ: „Hauspost“ für Tausende Wähler

BERICHT. Wie die Sozialdemokratie auch über eine Tochtergesellschaft, die Geschäfte mit der Stadt tätigt, Wahlwerbung betreibt.

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BERICHT. Wie die Sozialdemokratie auch über eine Tochtergesellschaft, die Geschäfte mit der Stadt tätigt, Wahlwerbung betreibt.

„Mehr Wien zum Leben“, „Wiener leben günstiger“ – vor der Gemeinderatswahl schalten Einrichtungen der Stadt noch mehr Inserate mit fragwürdigem Informationswert als sie es sonst ohnehin schon tun. Den regierenden Parteien wird das zumindest nicht schaden und der Opposition nicht nützen. Doch die SPÖ beweist, dass es noch subitler geht – beispielsweise, in dem sie über die „Sozialbau“, an der sie beteiligt ist, unmissverständliche Botschaften an Tausende Wählerinnen und Wähler richtet.

Sozialer Wohnbau ist eine der Stärken der Bundeshauptstadt. Zu verdanken ist das der Sozialdemokratie. Diesbezüglich agiert sie jedoch nicht nur selbstlos. Die Partei ist etwa an der „Sozialbau – gemeinnützige Wohnbauaktiengesellschaft“ direkt beteiligt. Sie wickelt laut dem jüngsten Rechenschaftsbericht der SPÖ zahlreiche Geschäfte mit öffentlichen Einrichtungen ab. Unter anderem mit der Stadt Wien. Volumen: 1,8 Millionen Euro allein 2013.

„Sozialbau“ hatte eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr ein Bauvolumen von 116 Millionen Euro. Heuer stelle man 1300 neue Wohnungen fertig, davon etwa die Hälfte in der Seestadt Aspern: „In diesem großen Stadterweiterungsgebiet und dem Engagement in der Wohnbau-Initiative der Stadt Wien liegen auch die Ursachen für den Bauboom“, verhehlt die Firma nicht, wem sie das zu verdanken hat.

Über die Jahre ist ein kleines Imperium zusammengekommen. „Sozialbau“ serviciert heute 48.179 Wohnungen. Unter anderem mit einer „Hauspost“, deren September-Ausgabe ganz auf die Gemeinderatswahl ausgerichtet ist: „Der soziale Wohnbau ist eine Wiener Erfolgsgeschichte“, verkündet Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Häupl mit Foto auf Seite 1: „Jedes Jahr bauen wir 7000 neue günstige Wohnungen, damit auch ihre Kinder und Enkelkinder davon profitieren.“

„Sozialbau“-Vorstand Herbert Ludl, seines Zeichens auch Mitglied des einflussreichen „Wiener Ausschusses“ der SPÖ, warnt im Leitartikel ganz offen: Die „honorige Presse“ habe über die billigen Wohnungen geschrieben. Und ein FPÖ-Gemeinderat habe in einer Anfrage wissen wollen, weshalb die Sozialbau-Wohnungen „Annehmlichkeiten bieten, von denen andere Wiener nur träumen können“. Solche Wahlkampf-Aussprüche könnte man gelassen hinnahmen, so Ludl: „Allerdings ist hinter solchen Anwürfen eine generelle Strategie zu vermuten, Bewohner zu diffamieren.“

„Wir freuen uns über jeden einzelnen Bewohner, denn es ist gut und wir sind stolz darauf, eine sehr gute Kundschaft betreuen zu dürfen, die auch das Recht hat, im Fall des Falles einen geeigneten Nachmieter namhaft zu machen. Dies trägt wesentlich zur offenbar gesuchten Qualität unserer Wohnhausanlagen bei“, so Ludl abschließend: „Gewinnen jedoch die falschen politischen Kräfte noch mehr an Bedeutung, droht diesem ausgezeichnet funktionierenden gesellschaftlichen Gefüge das Hineintragen von Neid und Missgunst und letztlich – wir haben es schon erlebt – ein Generalangriff auf wohlerworbene und finanziell ausgeglichene Wohnrechte.“

> Zur „Sozialbau AG-Hauspost“, Ausgabe September 2015

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