Wien ist supersicher

Gastkommentar von Johannes Huber auf VIENNA.AT. Die Kriminalitätsrate ist erfreulich niedrig. Vor allem Boulevardmedien und Hetzer schüren jetzt aber Panik. Zeit, das zurechtzurücken. 

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Gastkommentar von Johannes Huber  auf VIENNA.AT. Die Kriminalitätsrate ist erfreulich niedrig. Vor allem Boulevardmedien und Hetzer schüren jetzt aber Panik. Zeit, das zurechtzurücken.

„Wut-Frau Roswita klagt an“, titelt eine Gratiszeitung und berichtet von einer Unternehmerin, die nach Übergriffen in Wien einen Aufruf ins Netz gestellt hat, Selbstverteidigungskurse zu besuchen. Wer den Text liest, wird das Gefühl nicht los, dass sich die Bundeshauptstadt in einem Ausnahmezustand befindet. Wie man es überhaupt meinen könnte, wenn man solche Blätter überfliegt.

Verstärkt wird das Ganze dann noch durch den einen oder anderen Populisten. ÖVP-Chef Gernot Blümel etwa, der sich Ende Jänner nicht zu blöd war, auf dem Praterstern „Alarmgeräte“ zu verteilen. Frei nach dem Motto: „Jetzt müssen wir uns selbst helfen, nachdem meine Parteikollegin, Innenministerin Johanna Mikl-Leiter, nicht in der Lage ist, für unsere Sicherheit zu sorgen!“

Doch keine Panik: Wien ist sicher. In den letzten Jahren war die Kriminalitätsrate rückläufig.

Doch keine Panik: Wien ist sicher. In den letzten Jahren war die Kriminalitätsrate rückläufig. In vermeintlichen Traumstädten wie London, Paris oder New York gibt es, gemessen an der Wohnbevölkerung, viel mehr Morde, Einbrüche und Raubüberfälle; oder absolute „No-Go-Areas“, also Tabuzonen, die nicht einmal Polizisten alleine betreten.

Dass sich der Eindruck, die Kriminalitätsrate explodiere, trotzdem hält, ist möglicherweise auf die einschlägigen Berichte zurückzuführen: Wer den Chronik-Teil einer durchschnittlichen Tageszeitung aufschlägt, bekommt zumindest einen Bericht über einen Polizeieinsatz serviert. Und das verzerrt die Wahrnehmung, wie man auch aus Studien weiß: Das Meinungsforschungsinstitut IFES hat einmal festgestellt, dass sich in Wien die Bewohner von Favoriten am unsichersten fühlen. Erklärbar ist das damit, dass aus dem zehnten Bezirk die meisten Verbrechensmeldungen kommen. Kein Wunder: Dort leben auch die meisten Menschen. Der unsicherste Bezirk ist jedoch der erste; pro 1000 Einwohner gab es dort 2013 neunmal mehr Anzeigen als in Favoriten, das mit 98 gerade einmal im stadtweiten Mittelfeld rangierte, unterm Strich also nicht weniger gefährlich war, wie die meisten anderen Bezirke.

Klar ändert sich die Kriminalität. Postkutschenüberfälle gibt’s keine mehr.

Klar ändert sich die Kriminalität. Postkutschenüberfälle gibt’s keine mehr. Und es wäre vermessen, zu behaupten, dass mit den Flüchtlingen nicht auch Straftäter nach Österreich kommen. Dass Frauen belästigt, ja vergewaltigt werden, dass sich Asylwerber untereinander bekriegen, ist Realität. Weil aber über jeden einzelnen dieser Fälle berichtet wird, entsteht die Wahrnehmung, dass das zu jeder Tages- und Nachtzeit und an jedem Ort passiert.

Zumindest für Deutschland, wo nach „Köln“ besonders große Ängste aufgekommen sind, berichtete das Bundeskriminalamt erst im Februar zur allgemeinen Überraschung, dass sich mit der stark gewachsenen Zahl der Zuwanderer die Kriminalität nicht signifikant erhöht habe. Und dass im Übrigen zwei Drittel der von Migranten begangenen Straftaten Bagatelldelikte gewesen seien; darunter besonders häufig das Schwarzfahren.

Ähnliches wird wohl auch auf Wien zutreffen – das laut dem „Quality of Living“-Ranking des Beratungsunternehmens Mercer bekanntermaßen auch 2016 die lebenswerteste Stadt der Welt ist. Zumal die Sicherheit nur in – wesentlich kleineren Städten wie – Luxemburg, Bern, Helsinki und Zürich noch größer ist.

> Dieser Beitrag ist zunächst auf VIENNA.AT erschienen.

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