Wer folgt Faymann? Ederer und Kaiser auf dem Vormarsch

ANALYSE. Die Kritiker des scheidenden Kanzlers und SPÖ-Chefs konnten sich auf keinen Nachfolger verständigen. Das spricht für eine Kompromisslösung.

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ANALYSE. Die Kritiker des scheidenden Kanzlers und SPÖ-Chefs konnten sich auf keinen Nachfolger verständigen. Das spricht für eine Kompromisslösung.

Alles, was die Kritiker des Bundeskanzlers und SPÖ-Vorsitzenden Werner Faymann einte, war ganz offensichtlich, dass er gehen muss. Auf die Nachfolge konnten sie sich nicht mehr verständigen. Das ist ein möglicher Hinweis darauf, dass sich am Ende kein vermeintlicher Favorit, sondern ein Kompromisskandidat durchsetzen wird.

Die Favoriten sind ÖBB-Chef Christian Kern (50) und Medienmanager Gerhard Zeiler (60): 

  • Kern kann entgegen anderslautender Berichte auf die Unterstützung maßgeblicher Gewerkschafter setzen. So hat sich nicht nur der Bau-Holz-Vorsitzende Josef Muchitsch für ihn ausgesprochen. Mit FSG-Chef Wolfgang Katzian pflegt er bestes Einvernehmen; die beiden kennen einander nicht zuletzt aus dem Aufsichtsrat des Fußballereins Austria Wien. Die größten Sympathien für Kern pflegen freilich die Eisenbahner; als ihr Vorstandsvorsitzender hat er die ÖBB zu einem Vorzeigeunternehmen gemacht – sie werden nicht mehr dafür belächelt, dort zu arbeiten. Kerns Schwäche im Nachfolgerennen: Er ist kein Funktionär – und damit für viele Genossen einer, dem man die Partei nicht anvertraut.
  • Wiens Bürgermeister Michael Häupl, der ein maßgebliches Wort mitzureden hat, setzt auf Gerhard Zeiler. Als ehemaliger ORF-General machte dieser international Karriere in der Medienbranche. Für ihn gilt jedoch dasselbe wie für Kern: Sozialdemokraten betrachten ihn nicht als echten Genossen.

Von der Papierform her würde das eher für Zeiler sprechen: Kern wird sich als amtierender Bahnchef kaum einer Kampfabstimmung auf einem Bundesparteitag stellen, um dann noch dazu als möglicher Verlierer seinem Job einfach weiter nachzugehen. Anders ausgedrückt: Entweder er wird von der SPÖ fix engagiert und kann bei der Bahn „kündigen“; oder er wird es wohl lassen.

Viel wichtiger aber ist, dass schon allein die Tatsache, dass sich die SPÖ-Spitzenvertreter bis heute nicht auf einen Nachfolger einigen konnten, dafür spricht, dass es sowohl für Kern als auch für Zeiler schlecht ausschaut: Ähnlich wie Werner Faymann müssten sie damit leben, dass ein Teil der Partei gegen sie ist. Und das ist eine denkbar schlechte Startvoraussetzung.

Ins Spiel kommen daher immer mehr auch Kompromisskandidaten:

  • Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (57) wäre ein solcher: Als Pragmatiker hat er in der Partei de facto keine Gegner, kann als einer der letzten Sozialdemokraten aber auf einen Wahlerfolg verweisen – 2013 hat er Kärnten von den Freiheitlichen „zurückerobert“.
  • Ex-Siemenschefin Brigitte Ederer (60) hätte das, was Kern und Zeiler fehlt: Als ehemalige Europastaatssekretärin sowie Finanzstadträtin Wiens kann sie nicht nur auf Managementerfahrung verweisen, sie wäre noch dazu politisch erfahren und in der Partei verankert.

> Dieser Beitrag ist zunächst auf VIENNA.AT erschienen.

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