Warum Kurz jetzt gleich überraschen muss

ANALYSE. Wenn der ÖVP-Chef jetzt mit dem üblichen Regierungsbildungsprozedere beginnt, hat er schon verloren.

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ANALYSE. Wenn der ÖVP-Chef jetzt mit dem üblichen Regierungsbildungsprozedere beginnt, hat er schon verloren.

Bestes Programm für Österreich, bester Spitzenkandidat: Das waren laut SORA-Befragung die entscheidenden Motive für die ÖVP-Wähler, die „Neue Volkspartei“ und damit mehr noch Sebastian Kurz zu unterstützen. Wobei man aufgrund der Ansagen, die er verkörperte, annehmen kann, dass sie jetzt wohl auch genau das erwarten: Schluss mit den Blockaden auf politischer Ebene. Bewegung! Schluss mit den alten Gepflogenheiten. Veränderung!

Okay, wie genau all das ausschauen soll, kann sehr wahrscheinlich niemand so genau sagen. Entscheidend ist „nur“, dass es nicht so weiter geht wie bisher. Das muss zu denken geben, ist aber nicht der Punkt, um den es hier geht.

Vor diesem Hintergrund steht Sebastian Kurz jetzt vielmehr unter massivem Druck. Und gerecht werden kann er diesem nur, wenn er schon bei der Regierungsbildung anders vorgeht, wie man es von seinen Vorgängern in dieser Funktion gewohnt ist: Eben nicht tage- oder gar wochenlange Sondierungsgespräche mit einem Parteichef nach dem anderen führen; und dann nicht in weiterer Folge unter Umständen sogar über Weihnachten hinaus ewig lange Verhandlungen über Nebensächlichkeiten führen.

Naheliegend wäre aber, dass er gleich einmal etwas vorlegt, worauf Kern und Strache nur reagieren können.

Lässt sich der 31-Jährige darauf ein, hat er schon verloren: Dann lässt er sich von Christian Kern und Heinz-Christian Strache in politischem Klein-Klein über mehr oder weniger bedeutende Reformen zermürben. Und dann werden am Ende auch seine Fans bitter enttäuscht sein, die geglaubt haben, er könne alles anders und vor allem viel besser machen.

Was Kurz machen wird, ist schwer zu sagen. Möglich wie naheliegend wäre aber, dass er gleich einmal etwas vorlegt, worauf Kern und Strache nur reagieren können. Entweder wohlwollend oder ablehnend. Das ist nebensächlich. Wichtiger für ihn ist, dass er die öffentliche Meinung mehrheitlich auf seiner Seite behält. Dann kann er im Fall des Falles nämlich immer noch in eine Minderheitsregierung ziehen.

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