Und jetzt Rot-Grün-Pink?

ANALYSE. Warum es nach diesem Wahlergebnis stark verfrüht wäre, von einer Wende zu reden. 

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ANALYSE. Warum es nach diesem Wahlergebnis stark verfrüht wäre, von einer Wende zu reden.

Wäre Norbert Hofer Bundespräsident geworden, hätte das die österreichische Innenpolitik naturgemäß durcheinander gebracht. Da und dort wäre die Nervosität größer geworden; etwa in ÖVP-Kreisen, die es schon länger zu den Freiheitlichen zieht. Hofer selbst hätte Kanzler Christian Kern (SPÖ) und Vize Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wiederum ganz schön lästig werden können. Und selbst wenn er sie nur jeden Nachmittag zu Kaffee und Kuchen in die Hofburg geladen hätte – schon damit hätte er sie zur Weißglut getrieben.

Mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird sich dagegen kaum etwas ändern. Er selbst wird sich wohl am Stil seines Vorgängers Heinz Fischer orientieren. Und sonst? Verhängnisvoll wäre es, davon auszugehen, dass es erstmals seit Jahrzehnten eine klare Mitte-Links-Mehrheit in Österreich gibt. Allein dies sollte davor zurückhalten: Die Freiheitlichen haben mit Norbert Hofer im Alleingang 46 Prozent gemacht; die Unterstützung aus der ÖVP war vernachlässigbar.

Bei einer Nationalratswahl wäre eine Mehrheit gegen die FPÖ allenfalls nach einem Lagerwahlkampf denkbar.

Bei einer Nationalratswahl wäre eine Mehrheit gegen die FPÖ allenfalls nach einem Lagerwahlkampf denkbar: Blau-Schwarz gegen Rot-Grün-Pink. Bzw. Kanzler Christian Kern gegen Kanzlerkandidat Heinz-Christian Strache. Vor einer solchen Konstellation würden sich jedoch diejenigen hüten, die dann zweit- oder gar drittgereiht wären. ÖVP, Grüne und NEOS könnten dabei schließlich untergehen.

Und überhaupt: Das Ergebnis der Bundespräsidenten-Wahl kann nicht über die Schwachstellen der FPÖ-Herausforderer hinwegtäuschen. Die Freiheitlichen sind etwa nach wie vor die große Arbeiterpartei, die besonders in den Krisenregionen Niederösterreichs, des Burgenlands, der Steiermark und Kärntens punktet; dort schlug Hofer Van der Bellen in der Regel klar. NEOS und Grüne sind in diesen Kreisen de facto nicht existent. Und SPÖ und ÖVP haben dort kaum noch etwas zu melden. Genau das aber muss sich ändern, ehe da irgendwer von einer Wende träumen möchte.

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