Strache führt die FPÖ

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ANALYSE. Norbert Hofer verkommt zum nicht-amtsführenden Obmann und lässt die Partei immer tiefer in die Krise stürzen.

Wenn man wissen will, was die Österreicher bewegt, dann liefert „Google Trends“ ganz gute Hinweise. Was die Leute beschäftigt, das googeln sie nämlich. Und „Google Trends“ ermöglicht eine indexierte Auswertung davon. Konkretes Beispiel: Für Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gab es in den vergangenen drei Monaten am 1. Oktober eine absolute „Rush Hour“; kein Wunder, wurde damals doch seine Parteimitgliedschaft suspendiert. In weiterer Folge löste Strache immer wieder Interesse aus, aber nur in einem bescheideneren Ausmaß.

Stellt man jetzt auch noch FPÖ-Obmann Norbert Hofer und Klubchef Herbert Kickl in Relation dazu, fällt die ganze Geschichte extrem ernüchternd für die beiden aus: Ihre besten Werte reichen kaum an die schlechtesten von Strache heran. Sprich: Verglichen mit ihm ist das Interesse für sie verschwindend klein.

Das ist bezeichnend für die Maßverhältnisse in der freiheitlichen Welt: Sie dreht sich nach wie vor um Strache. Er ist das Zentrum. Insofern kann man sagen, dass er die Partei führt. Das Verhalten von Hofer und mehr noch Kickl ist eher nur eine ständige Reaktion darauf. Freilich: Das haben sie sich selbst zuzuschreiben.

Norbert Hofer ist de facto nicht-amtsführender Obmann: Seit dem Sommer gilt sein Hauptinteresse, die FPÖ als mögliche Koalitionspartnerin der ÖVP darstellen zu lassen. Dazu hat er sich parteiintern sogar weitreichende Vollmachten geholt: Wer sich – im Sinne von ÖVP-Obmann Sebastian Kurz – „widerlich“ aufführt, fliegt.

Auf einer viel wichtigeren FPÖ-Baustelle ist Hofer nicht oder nur selten präsent: derjenigen, auf der es darum geht, das Problem Strache zu klären. Am 1. Oktober ist dessen Parteimitgliedschaft suspendiert worden. Seither nützt er die weiterhin extrem große Aufmerksamkeit für seine Person, um seine ehemaligen Freunde vor sich herzutreiben. Wobei insbesondere Hofer das zulässt. Ist es Hilflosigkeit, Unvermögen oder Ängstlichkeit? Vielleicht ein bisschen etwas von allem.

Herbert Kickl spürt, wie die FPÖ so immer weiter in die Krise rutscht, steht jedoch selbst an und verschärft die Krise im Übrigen auch noch. Soll heißen: Dass das mit dem Strache-Ausschluss so lange dauert, führt er im ORF-Report auf Formalitäten in Bezug auf ein Parteigericht zurück. Das ist eher nur eine Ausrede. Bei einem Ausschluss muss das Gericht nicht angerufen werden; das ist ausdrücklich eine Kann-Bestimmung in den Statuten. Und Strache selbst erkennt diesem Umweg erst gar nicht an. Warum wird er also nicht einfach ausgeschlossen? Kickl wird wohl wissen, wie das wirklich laufen könnte; er täuscht nur darüber hinweg.

Zugleich eröffnet er eine andere Front gegen Strache, aber auch Hofer: Vom „Kooperationsvertrag“ mit der Partei des russischen Präsidenten Wladimir Putin will er plötzlich nichts mehr wissen. Im Unterschied zu Hofer, der diesen erst vor wenigen Wochen verteidigt hat. Womit angedeutet wäre, was jetzt kommen könnte: Ein Machtkampf an der FPÖ-Spitze, die ihrerseits wiederum im Schatten von Heinz-Christian Strache steht.

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