Kurz vs. Strache ist entscheidend, nicht Kern vs. Kurz

ANALYSE. Einen wirklich großen Wahlerfolg kann der ÖVP-Chef nur erzielen, wenn die Freiheitlichen jetzt nicht wieder zu stark werden.

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ANALYSE. Einen wirklich großen Wahlerfolg kann der ÖVP-Chef nur erzielen, wenn die Freiheitlichen jetzt nicht wieder zu stark werden.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte: Wenn man Nationalratswahlergebnisse und die jüngsten Umfragewerte von ÖVP und FPÖ in einer Grafik miteinander vergleich, dann werden die engen Beziehungen der beiden Parteien besonders deutlich. Gewinnt die eine, verliert die andere – und umgekehrt. Anstelle der ÖVP könnte man natürlich auch die SPÖ einsetzen; dann wäre die Sache aber nicht ganz so klar. Gegenüber dem Herbst des vergangenen Jahres hat die Volkspartei unter Sebastian Kurz rund 15 Prozentpunkt zugelegt – und zwar zu gut zwei Drittel auf Kosten der Freiheitlichen, die zehn Prozentpunkte verloren und zu etwa einem Drittel der Sozialdemokraten, die folglich ebenfalls zurückfielen.

Diese Entwicklungen sind ja nachvollziehbar: Die FPÖ von Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer ist mit der Flüchtlingskrise groß geworden. Kurz hat darauf reagiert und Positionen in einer anderen Sprache übernommen: Also muss man nicht mehr blau wählen, um etwa „Zuwanderung ins Sozialsystem“ zu stoppen; das bietet jetzt auch Kurz an.

 „Straches Mattigkeit der vergangenen Wochen war verflogen.“ (Fritz Plasser)

Umso spannender wird die Sache im Hinblick auf den 15. Oktober; wenn man so will, dann ist das das wirklich entscheidende Duell, um das es hier geht: Bisher hat die Kurz-ÖVP davon profitiert, dass die Strache-Hofer-FPÖ in gewisser Weise benommen in den Seilen hing; sie wusste nicht, wie ihr geschieht. Allmählich scheint sie sich jedoch zu erfangen. Nach der jüngsten Dreierkonfrontation mit Kurz und Christian Kern (SPÖ) fiel dem Politologen Fritz Plasser gegenüber der Tiroler Tageszeitung auf, wie sehr sich Strache gewandelt hat: „Er wirkte vitaler. Seine Mattigkeit der vergangenen Wochen war verflogen. Er nutzte die Debatte für eine Rückholaktion verlorener Wähler.“ Ganz offensichtlich spricht er auch zunehmend wieder mehr Österreicher an, wie eine dieSubstanz.at-Analyse für Vorarlberg Online zeigt: Zum Teil gibt es zumindest im Netz bereits mehr Nachfrage nach ihm als nach Kurz, geschweige denn Kern: „Strache ist noch nicht weg vom Fenster.“ Im Gegenteil.

Das ist eine Riesenherausforderung für Sebastian Kurz: Mit jedem Prozentpunkt, den die FPÖ wieder zurückerobern kann, verliert seine Volkspartei eher als die SPÖ. Wobei er noch lange nicht befürchten muss, hinter diese zurückzufallen. Bleibt er mit seiner Partei aber nicht deutlich vorne, verliert sie auch an Führungsanspruch bei der Regierungsbildung. Mit einem potenziellen Partner, der ähnlich stark ist, ist es schließlich ungleich schwerer umzugehen als mit einem, der viel schwächer ist.

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