Kurz: Ohne Karas geht’s kaum, mit ihm wird’s schwer

ANALYSE. Für Sebastian Kurz ist die Entscheidung über die EU-Wahlliste nicht einfach. Im Gegenteil. 

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ANALYSE. Für Sebastian Kurz ist die Entscheidung über die EU-Wahlliste nicht einfach. Im Gegenteil.

Das mit der Option Neos war’s dann wohl: Die Abgeordnete Claudia Gamon hat sich entschlossen, bei der EU-Wahl als Spitzenkandidatin der Partei ins Rennen zu gehen. Für Othmar Karas ist das damit erledigt. Ihm bleiben daher nur noch drei Möglichkeiten: Aufhören, eine eigene Liste gründen oder hoffen, dass ihm Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz Anfang des kommenden Jahres endlich mitteilt, dass er auf ihn setzt.

Für Karas, der Vollblutpolitiker wie -parteifunktionär gleichermaßen ist, wären die Möglichkeiten eins und zwei wohl nur Notlösungen. Abgesehen davon wäre das mit einer eigenen Liste eine ÖVP-Beschädigungsaktion. Ob der 60-Jährige so etwas übers Herz bringen würde, ist fraglich. Spätestens im Europäischen Parlament würde die Liste eher untergehen.

Doch auch für Sebastian Kurz ist die Entscheidung eine harte Nuss. Wo soll man anfangen? Am besten bei Kurz selbst: Seine Politik ist so einzigartig, wie er die Neue Volkspartei alleine führt. Da gibt es niemanden neben ihm, kein Mann und keine Frau, die über eine erkennbare, eigenständige Positionierung verfügen würde. Das Erfolgsmodell Kurz ist Sebastian Kurz.

Von daher könnte Kurz auf Ja-Sager oder apolitische Promis setzen. Das aber wäre extrem riskant.

Von daher könnte Kurz bei der EU-Wahl auf Ja-Sager oder apolitische Promis setzen. Das aber wäre extrem riskant, zumal das eine sehr brutale Auseinandersetzung werden dürfte, in der Routine ebenso gefragt ist wie inhaltliche Sattelfestigkeit. Auf der einen Seite die antieuropäischen Salvinis und Vilimskys, auf der anderen Seite die Proeuropäer. Da kann man sich allenfalls behaupten, wie Kurz es im Nationalratswahlkampf geschafft hat; aber so etwas schafft eben nur er.

Oder Kurz lässt Karas zu. Dazu müsste er über seinen Schatten springen und sehr viele Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen: Karas macht seine eigene Politik. Er widerspricht auch dem Kanzler und Bundesparteiobmann. Siehe Migrationspakt, siehe Indexierung der Familienbehilfe, … Vor allem aber reibt sich Karas an den Freiheitlichen, mit denen Kurz einen Nur-ja-nicht-streiten-Kurs fährt, was wiederum die relativ guten Umfragewerte dieser Regierung zu einem erheblichen Teil begründet.

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