ANALYSE. Der designierte FPÖ-Chef ist durch seinen Vorgänger ganz schön ins Schleudern gebracht worden. Weiter auffallen tut das jedoch nicht.
Das hat der designierte FPÖ-Chef Norbert Hofer gerade noch gebraucht: Nicht nur, dass sein Vorgänger Heinz-Christian Strache ihm und seiner Partei größere Probleme beschert hat mit „Ibiza“; jetzt erwägt er auch noch, das Mandat im Europäischen Parlament anzunehmen, das er mit 44.750 Vorzugsstimmen gewonnen hat.
Andererseits: Parteischädigendes Verhalten sieht Hofer ganz offensichtlich kein so schweres darin; sonst würde er Strache aus der Partei ausschließen. Die einzige Konsequenz, die er zieht, ist eine Farce, mit der er allerdings durchkommen könnte; daran Anstoß genommen hat jedenfalls kaum jemand.
In Wirklichkeit kann Strache wohl auf gar nichts mehr verzichten.
Konkret: Hofer berichtete von einer Vereinbarung mit Strache. Sollte dieser das Mandat annahmen, werde er auf sämtliche Funktionen innerhalb der FPÖ verzichten, bis die Umstände rund um das Ibiza-Video vollständig aufgeklärt seien. Fragt sich nur: Welche Funktionen könnten das sein, wenn man von einer einfachen Mitgliedschaft absieht? Wesentliche wohl kaum. Und das bedeutet wiederum, dass Strache anders, als von Hofer suggeriert, so oder so auf gar nichts verzichten würde.
Nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos hatte Strache mehrere Rücktritte erklärt. Zunächst sagte er laut Wortlautprotokoll von neuwal.com: „Und deshalb habe ich heute um 11 Uhr ein Gespräch auch mit dem Herrn Bundeskanzler Sebastian Kurz gehabt, wo ich [Pause] meinen Rücktritt von der Funktion des Vizekanzlers der Republik Österreichs angeboten habe und er diese Entscheidung annehmen wird.“
Dann teilte Strache mit: „Drüber hinaus werde ich am Sonntag im Bundesparteipräsidium meine Übergabe als Bundesparteiobmann sicherstellen und meine Obmannfunktion auch zurücklegen. Werde in Folge auch die weiteren Gremien auch in der Landespartei einberufen und entsprechende Schritte setzen.“ Wobei letzteres wohl nur bedeuten konnte, was in weiterer Folge auch vollzogen wurde; der Rücktritt als FPÖ-Wien-Chef nämlich.