ANALYSE. Der 3. Nationalratspräsident gilt vielen als logischer Strache-Nachfolger. Dafür ist es jedoch entschieden zu früh für ihn.
Das freiheitliche Führungstrio Heinz-Christian Strache, Norbert Hofer und Harald Vilimsky hegt nicht nur Sympathien für US-Präsident Donald Trump; wie dieser führt es auch einen Kampf gegen Medien, um nicht gar das unsägliche Wort „Krieg“ in diesem Zusammenhang zu verwenden. Vilimsky bezeichnet einen Redakteur der „Kronen Zeitung“ auf Facebook ausdrücklich als „Dreckschleuder“. Strache ortet „Schmierblätter“ und einen „Fake-News-Zug“ in Sachen Eurofighter-Affäre gegen sich rasen. Und Hofer solidarisiert sich nicht nur mit ihm, sondern sieht sich wieder einmal gezwungen, zu betonen, dass er nicht als Spitzenkandidat der FPÖ in die nächste Nationalratswahl ziehen werde: „Ich stehe voll hinter HC Strache und freue mich darauf, ihn bei der Nationalratswahl zu unterstützen.“
Dem 3. Nationalratspräsidenten wird es ganz offensichtlich nicht peinlich, das immer und immer wieder betonen zu müssen. Was im Übrigen zeigt, wie ernst dieses Thema auch unter Funktionären und Sympathisanten der FPÖ genommen wird. Strache selbst hatte ja schon am Abend der Bundespräsidenten-Wahl vom 4. Dezember von sich aus betont, dass er die Partei auch in Zukunft führe und Hofer, dass er hinter ihm stehe.
Daran muss man sich jetzt erinnern, da Strache in einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ erklärte: „Stellt die FPÖ den Bundeskanzler, dann heißt dieser Heinz-Christian Strache.“ Und da sich Hofer wie erwähnt umgehend bemühte, Zweifel daran zu ersticken.
Im Unterschied zu Kurz kann Hofer nicht nur Umfragewerte liefern, sondern auf ein sensationelles Wahlergebnis verweisen.
Ein bisschen erinnert die Lage des 3. Nationalratspräsidenten auch an jene von Außenminister Sebastian Kurz: Die Umfragewerte, die für ihn und den Fall seiner Spitzenkandidatur für die ÖVP ausgewiesen werden, sind so gut, dass in der Partei kaum noch jemand zweifeln kann, dass man vernünftigerweise ihn zum Zug kommen lässt. Bei Hofer ist das genau genommen nicht nur so ähnlich, sondern noch viel stärker: Er kann nicht nur Umfragewerte liefern, sondern auf ein – für freiheitliche Verhältnisse – sensationelles Wahlergebnis verweisen; nämlich eines, wie es im „dritten Lager“ noch nie jemand erreicht hat. Nicht Jörg Haider. Und auch nicht Heinz-Christian Strache.
Unter diesen Umständen ist es naheliegend, dass in klassischen und sozialen Medien eine Debatte darüber nicht verstummen will, dass Hofer aus freiheitlicher Sicht der bessere Spitzenkandidat wäre. Wobei sich zu Straches Leidwesen nicht nur FPÖ-Gegner daran beteiligen. Hofer kommt auch unter Anhängern an, wie nicht zuletzt Begeisterungsstürme auf Parteiveranstaltungen zeigen; diese werden kaum „gefakt“ sein.
Wenn Hofer letzten Endes zum Zug kommen soll, dann vernünftigerweise erst relativ kurz vor einer Nationalratswahl.
Kein Wunder: Als sich Strache vor eineinhalb Jahren ausdrücklich um das Amt des Wiener Bürgermeisters bewarb, hat er das Duell gegen Michael Häupl (SPÖ) überraschend klar verloren. Hofer dagegen erreichte bei der Stichwahl um das Bundespräsidenten-Amt immerhin 46,2 Prozent. Dass das extrem viel war, kann man auch daran ablesen, dass die politischen Mitbewerber, von ein paar Ausnahmen abgesehen, durchwegs den späteren Wahlsieger Alexander Van der Bellen unterstützten.
Die Diskussion über Hofer kommt für Strache, aber auch ihn selbst, allerdings zur Unzeit. Unmittelbar vor einem Bundesparteitag, auf dem der FPÖ-Chef logischerweise in jedem Fall betätigt wird: Wenn Hofer letzten Endes zum Zug kommen soll, dann vernünftigerweise erst relativ kurz vor einer Nationalratswahl. Zunächst zwangsläufig angriffslustiger Oppositionspolitiker und dann Kanzlerkandidat sein, ist nämlich ein kleiner Widerspruch; letzterer sollte ein versöhnliches, staatstragendes Image haben.
In gewisser Weise geht es Kurz ja auch in dieser Hinsicht ähnlich: Auch er ist besser beraten, sich erst unmittelbar vor einer Nationalratswahl zum Spitzenkandidaten küren zu lassen. Das erleichtert es ihm, sich als Außen- und Integrationsminister weiter ganz auf Themen zu beschränken, die er im Sinne seiner Profilentwicklung selbst bestimmen kann. Als Vizekanzler dagegen müsste er sich mit allen möglichen Fragestellungen und Koalitionskonflikten herumschlagen, was ihm eher schaden würde.