Grüne: Projekt „Stammtisch“ gescheitert

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ANALYSE. Die Partei hat einmal mehr nur bei einer Bildungselite abgeräumt. Das zeigt sich ganz besonders in Wien sehr deutlich.

Die Grünen sind die großen Wahlsieger neben der ÖVP. Dabei geht jedoch unter, dass sie ein Ziel grandios verfehlt haben: „Man soll uns auch im Wirtshaus verstehen“, hatte Bundessprecher Werner Kogler im Wahlkampf immer wieder betont: „Nicht nur in den Hörsälen.“ Weder Leidenschaft in Bezug auf den Klimaschutz noch hemdsärmelige Auftritte führten jedoch zum Erfolg. Im Gegenteil: Vergleicht man die Wahlergebnisse 2013 und 2019 miteinander, fällt auf, dass sich nicht viel geändert hat. Wo die Partei seinerzeit unterdurchschnittlich abgeschnitten hat, hat sie es wieder getan und umgekehrt.

Einen wesentlichen Einflussfaktor hat Kogler mit seiner Zielvorgabe angesprochen: Bildung. Bei den einen kommen die Grünen an, bei den anderen gar nicht. Siehe Ergebnisse der SORA-Wahltagsbefragung zur Nationalratswahl 2019: Bei Frauen und Männern, die nicht über einen Lehrabschluss hinausgekommen sind, erreichten die Grünen drei Prozent. Ja, drei Prozent. Bei Personen mit Hochschulabschluss schafften sie im Unterschied dazu mehr als zehn Mal so viel – nämlich 37 Prozent und damit Platz eins. 2013 handelte es sich laut SORA um fünf Prozent bei den Lehrabsolventen und 30 Prozent bei den Hochschulabsolventen.

Sehr schön zum Ausdruck kommt das Grünen-Problem, stark auf eine Bildungselite beschränkt zu sein, in Wien. Der Anteil der 25- bis 64-jährigen Bevölkerung (!) mit Hochschulabschluss und die Stimmenanteile der Partei sind dort in mehreren Bezirken mehr oder weniger zufällig gleich hoch bzw. niedrig. In Simmering und Favoriten handelt es sich jeweils um elf bzw. zwölf Prozent.

Mit am besten schnitten die Grünen in den Bezirken innerhalb des Gürtels ab, wo der Anteil der Hochschulabsolventen mehr als 40 Prozent beträgt. Es gibt allerdings auch Ausreißer: Die Innere Stadt, Hietzing und Döbling zum Beispiel. Das sind traditionelle ÖVP-Hochburgen – und hier gibt es zwar viele Akademiker aber vergleichsweise wenige Grünen-Wähler.

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