Vizekanzler Doskozil!?

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ANALYSE. Warum die Burgenland-Methode eher nicht zu einer Stabilisierung, geschweige denn Stärkung der Sozialdemokratie führen würde.

Politik wiederholt sich: 2017 gab es Stimmen, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil möge die SPÖ übernehmen, dann wäre eine Fortsetzung der Großen Koalition vielleicht doch noch möglich. ÖVP-Chef Sebastian Kurz spielte genüsslich damit, indem er betonte, mit Doskozil ganz gut zu können. Womit er im Umkehrschluss erklärte, dass es mit der SPÖ gar nicht geht, so lange sie von Christian Kern geführt wird.

Heute ist es ähnlich: Die ÖVP braucht – wenn auch nur für Drohkulissen – eine Alternative zu Türkis-Grün. Mit den Blauen geht’s gerade gar nicht; unter anderem, weil sie sich noch immer nicht von Heinz-Christian Strache trennen konnten. Mit den Neos geht sich’s leider nicht aus; das ergibt keine Mehrheit. Bleiben die Roten. Mit Doskozil halt.

Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass Geschichten aufkommen, im Falle des Scheiterns der türkis-grünen Verhandlungen wäre Türkis-Rot mit einem Vizekanzler Doskozil eine Option. Was dieser natürlich zurückweisen muss: Wenige Wochen vor der Landtagswahl im Burgenland kann er keinen Zweifel daran aufkommen lassen, Landeshautmann bleiben zu wollen.

Andererseits: Selbst wenn das mit einer Großen Koalition nicht’s wird, ist Doskozil natürlich immer ein Kandidat für die sozialdemokratische Bundesparteispitze. Ob er sich durchsetzen könnte, ist eine andere Frage. Der Punkt ist jedoch der: Mittelfristig ist er womöglich der letzte Genosse neben dem Kärntner Peter Kaiser, der sich auf einer nennenswerten Ebene ganz passabel halten kann. Und zumal Kaiser in Klagenfurt bleiben will, steht er quasi automatisch im allerengsten Kandidatenkreis.

Für die SPÖ wäre ein Bundesvorsitzender Doskozil allerdings eher sehr schlecht: Sie würde damit ebenfalls zu einer „ordentlichen Mitte-Rechts-Politik“ übergehen und sich direkt einem Wettbewerb mit der extrem erfolgreichen ÖVP von Sebastian Kurz, den angeschlagenen Freiheitlichen und möglicherweise bald auch einer eigenen HC Strache-Liste aussetzen; und zwar um alles in allem sehr ähnliche Wähler, die zusammen, sagen wir, 60 Prozent ausmachen. Ob das klug wäre? So lange Kurz abräumt, sicher nicht.

Doskozils Stärke wäre vielleicht, dass er weniger Peinlichkeiten liefern würde und nicht nach jedem Auftritt erklären müsste, wie er das mit „Die Richtung stimmt“ oder was auch immer gemeint hat. Abgesehen davon würde er den einen oder anderen Genossen davon abhalten, türkis oder blau zu werden. Zumindest türkise Wähler gewinnen könnte er jedoch schwer. Womit das SPÖ-Potenzial überschaubar bleiben würde.

Zumal die größte Schwäche von Hans Peter Doskozil ist, dass er urbane Mitte-Links-Wähler nicht anspricht, sondern abstößt. Im ländlichen Burgenland ist das kein Problem. Auf Bundesebene ist es das jedoch sehr wohl. Das sind dort recht viele – und sie würden dann womöglich in noch größeren Scharen von der SPÖ zu den Grünen fliehen als sie dies ohnehin schon getan haben.

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