SPÖ hängt an einem dünnen Faden

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ANALYSE. 2017 konnte sich die Partei nur aufgrund der Zugewinne in den Städten halten. Wiedererstarkende Grüne machen das nun jedoch extrem schwer.

ÖVP und FPÖ setzen voll aufs ländliche Österreich: Dort haben sie bei der letzten Nationalratswahl besonders stark gewonnen und sind so gemeinsam auf 57,5 Prozent gekommen. Darunter gelitten haben besonders die Sozialdemokraten. Entsprechend stark hätten sie wohl auch bundesweit verloren, wenn es ihnen unter der Führung von Christian Kern nicht gelungen wäre, in den größeren Städten zuzulegen. Das zu wiederholen wird jedoch sehr schwer.

In den Städten schaffte die SPÖ vor zwei Jahren eine Art Trendwende: Zuvor hatte sie immer wieder Stimmen und Prozentpunkte abgeben müssen. Extrembeispiele: In Wien ging es von 41 Prozent im Jahr 2006 auf 31,6 Prozent im Jahr 2013 hinunter. Und in Linz sogar von 45,8 auf 32,5 Prozent. Oder in Graz von 30,6 auf 18,5 Prozent. 2017 gab’s jedoch Zuwächse. In Wien, das aufgrund seiner Größe naturgemäß am stärksten ins Gewicht fällt, von 31,6 auf 34,5 Prozent, in Graz gar von 18,5 auf 27,4 Prozent und in Innsbruck von 19,9 auf 28,3 Prozent. In der Landeshauptstadt von Tirol reichte es damit sogar für Platz eins.

Die Erfolge stehen jedoch auf einem schwachen Fundament; ja, man könnte sogar sagen, es handle sich um gar keines: Sie sind vor allem darauf zurückzuführen, dass die Grünen vor zwei Jahren eingebrochen sind. Und nachdem sich die Ökopartei wieder erholt hat, muss die SPÖ mit Verlusten rechnen – in den Städten und damit auch bundesweit.

Einen Vorgeschmack darauf gab es bei der EU-Wahl im vergangenen Mai. Da ist zum Beispiel Innsbruck wieder sehr grün gewesen. Die Grünen schafften ganze 26 Prozent und standen damit fast gleichauf mit der ÖVP (26,9 Prozent) an der Spitze. Die SPÖ musste sich mit 19,4 Prozent begnügen.

Klar, Vergleiche zwischen EU- und Nationalratswahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Was der SPÖ aber auch im Hinblick auf den 29. September zusetzen könnte, ist ein fehlender Mobilisierungseffekt: 2017 haben viele „Grüne“ nicht nur aus Enttäuschung über die Grünen rot gewählt, sondern wohl auch, weil sich die SPÖ mit ihrem damaligen Kanzlerkandidat Kern in besonderer Weise als Absage an Schwarz-Blau oder die neue ÖVP von Sebastian Kurz anbot. Vergleichbares gibt es heute nicht mehr: Weil die SPÖ zu weit weg von Platz eins ist, bieten sich Leuten, die das noch immer antreibt, genauso gut Grüne und Neos an.

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