Gelungener Wahlkampfauftakt für Pröll

ANALYSE. Die halbe Republik liegt dem niederösterreichischen Landeshauptmann zu Füßen. Was will er mehr – eineinhalb Jahre vor seinem (wohl) nächsten Urnengang? 

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ANALYSE. Die halbe Republik liegt dem niederösterreichischen Landeshauptmann zu Füßen. Was will er mehr – eineinhalb Jahre vor seinem (wohl) nächsten Urnengang?

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) wird zwar erst am 24. Dezember 70, gefeiert wurde aber schon am vergangenen Samstag auf Stift Göttweig. Und wie: Abt Columban Luser begrüßte ihn gleich als „Landeskaiser“. Wovon es nicht mehr weit ist zu einer Amtsdauer auf Lebenszeit. Tatsächlich spricht alles dafür, dass Pröll zumindest bei der nächsten Landtagswahl (spätestens 2018) wieder antritt. Womit der Fest- auch schon ein mehr als gelungener Auftakt war.

Man kann den Eindruck gewinnen, Erwin Pröll habe nur noch Freunde und Verehrer. Wenn der Kardinal (Christoph Schönborn) einmal festhält, er sei immer klar zu seinem christlichen Glauben und seiner christlichen Überzeugung gestanden; wenn der Nationalbankpräsident (Claus Raidl) betont, er sei „ein Politiker, der sein Wort hält“; oder wenn ihm gar vor Ausstrahlung einer Sendung mit ihm sein dortiger Gesprächspartner André Heller „Rosen streut“, wie der ORF ausdrücklich festhält, dann ist ein Gipfel erreicht; höher in der gesellschaftlichen Achtung kann eine Person in Österreich nicht mehr steigen – sie wird quasi unangreifbar.

Unter diesen Voraussetzungen ist es naheliegend, dass der dann 71-Jährige bei der Landtagswahl 2018 wieder antritt. Im Grunde genommen muss er gar keinen Wahlkampf mehr führen. Er steht über den Dingen und wird locker die absolute Mehrheit für seine Volkspartei verteidigen.

Pröll hat erreicht, wovon jeder Politiker nur träumen kann: Er wird längst nicht mehr an seinen Taten gemessen.

Pröll hat erreicht, wovon jeder Politiker nur träumen kann: Er wird längst nicht mehr an seinen Taten gemessen. Dass Niederösterreich (inkl. Gemeinden) die höchste Pro-Kopf-Verschuldung nach Kärnten aufweist, interessiert kaum noch einem Menschen; dass die Arbeitslosigkeit im Land zuletzt am stärksten gestiegen ist, detto; dass die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung 2014 laut Statistik Austria nur im Burgenland geringer war, schon gar nicht.

Erwin Pröll hat damit nichts zu schaffen, er ist Kaiser. Und nach ihm kommt in seinem Reich lange, lange niemand mehr. Sprich: Seine Nachfolge ist ein Problem. Ex-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ist im Frühjahr „in den Schoß der Landesregierung zurückgekehrt“ (Copyright: NÖN), beim Volk aber noch immer nicht angekommen. Soll heißen: Mit ihr würden massive Verluste drohen.

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) würde zwar gerne in seine Fußstapfen treten, das gefällt Pröll aber gar nicht. Und Sobotka ist nicht irgendwer; er sitzt zwar relativ weit weg, in der Wiener Herrengasse, ist aber nach wie vor ÖAAB-Landeschef. Also muss Pröll bleiben, will er ihn wirklich sicher verhindern. Doch dass er weitermacht liegt, wie eingangs erwähnt, ohnehin auf der Hand.

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