FPÖ im Zenit

ANALYSE. Gute Stimmung ist Gift für Strache und Co. Daher werden sie sich zumindest auf Bundesebene von den 35 Prozent eher wieder entfernen, die sie derzeit halten. 

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ANALYSE. Gute Stimmung ist Gift für Strache und Co. Daher werden sie sich zumindest auf Bundesebene von den 35 Prozent eher wieder entfernen, die sie derzeit halten. 

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) haben gute Gründe, auf eine Fortsetzung der Regierungszusammenarbeit zu setzen und unter gar keinen Umständen in Neuwahlen zu ziehen; für sie und ihre Parteien kann es eigentlich nur noch besser werden. Grund: Sehr viel spricht dafür, dass die FPÖ im Zenit steht, ja, diesen möglicherweise schon überschritten hat.

Vor einem Jahr rasten die Freiheitlichen von Erfolg zu Erfolg: Bei den Landtagswahlen in der Steiermark, im Burgenland und in Wien legten sie kräftig zu. Auch bei den Bundespräsidenten-Wahlen kamen sie mit Norbert Hofer zu sensationellen Ergebnissen. Im Grunddurchgang lag er klar vorne, die Stichwahl im Mai verlor er nur knapp. Was wohl auch auf die Stimmungslage in der Bevölkerung zurückzuführen ist.

Wie die SORA-Wahltagsbefragung vom 4. Dezember einmal mehr gezeigt hat, sprechen die Freiheitlichen vor allem die Österreicher an, die für die Zukunft schwarz sehen. Das heißt für sie naturgemäß auch, dass sie nur dann wirklich erfolgreich sein können, wenn in breiten Bevölkerungsgruppen eine negative Grundstimmung vorherrscht. Eine solche ist messbar. Das Spectra-Institut ermittelt sie beispielsweise jedes Quartal. Ergebnis: Vor einem Jahr und bis ins heurige Frühjahr hinein war sie denkbar schlecht. Mehr als 40 Prozent waren da der Ansicht, dass es mit Österreich abwärts geht. Zuletzt waren es zwar immer noch 33 Prozent, das aber waren schon deutlich weniger.

Sofern keine neue Flüchtlingskrise ausbricht oder die Arbeitslosigkeit wieder kräftig steigt, wird der Pessimismus in der Bevölkerung eher weiter zurückgehen.

Dieser Stimmungswandel kann nicht an den Freiheitlichen vorbeigehen. Hält er an, entfernen sie sich von den Höhen, die sie zuletzt erreichten. Was noch lange nicht heißt, dass ihnen Misserfolge bevorstehen: Bei den Landtagswahlen in Niederösterreich, Tirol und Salzburg haben sie auch 2018 beste Chancen, zuzulegen; das liegt an den niedrigen Ausgangsniveaus, die sie dort in Form der jeweils letzten Wahlergebnisse halten.

Vor allem SPÖ- und ÖVP-Vertreter sind jedoch gut beraten, zum jeweils spätestmöglichen Zeitpunkt zu den Urnen zu rufen. Das gilt ganz besonders für die Bundesebene: Sofern keine neue Flüchtlingskrise ausbricht oder die Arbeitslosigkeit wieder kräftig steigt, wird der Pessimismus in der Bevölkerung eher weiter zurückgehen, womit sich die Freiheitlichen von den 35 Prozent, auf die sie derzeit in Umfragen kommen, wieder entfernen würden.

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Zumal dieses Niveau bei den Mitbewerbern nicht ohne Konsequenzen bleibt: Gegenüber ihrem Frühjahrstief hat sich die Sozialdemokratie erholt. Und Christian Kern legt nach; seine Absage an die Ausgrenzungspolitik gegenüber den Freiheitlichen zwingt diese zu einer neuen Rolle; die Opferrolle spielt sich jedenfalls nicht mehr. Und irgendwann wird wohl auch die ÖVP reagieren. Ein Sebastian Kurz als Spitzenkandidat wäre ein ernstes Problem für Strache und Co.; immerhin loben sie diesen seit Monaten über alles, was potenziellen FPÖ-Anhängern signalisiert, dass sie auch ihn wählen können.

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