Medien ergreifen Partei

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ANALYSE. Insbesondere der Unterstützung des „Kurier“ und der „Krone“ kann sich Karl Nehammer sicher sein.

Der Termin der Nationalratswahl steht zwar noch nicht fest, Martina Salomon, Chefredakteurin des „Kurier“, hat aber schon eine Wahlempfehlung abgegeben: „Der gemäßigt rechte/konservative/bürgerliche Wähler in der Mitte“ hat ihres Erachtens keine wirkliche Alternative zu Karl Nehammer, wie sie im Leitartikel vom 28. Jänner schrieb.

Gut, der „Kurier“ ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Vor zehn Jahren hatte er 600.000 Leserinnen und Leser. Heute handelt es sich laut Media-Analyse um ein Drittel weniger. Umso bedeutender ist für Nehammer und die ÖVP, die er führt, die „Krone“: Sie erreicht noch immer 1,7 Millionen Menschen, darunter viele wahlentscheidende ab 60-jährige.

Das Massenblatt ist ihm und einen Kampagnenleuten zu Diensten. Und zwar schon bei der Vorbereitung auf die Nehammer-Rede in Wels, wo sie in ihrem Newsletter erwartungsvoll von einem „Schwung“ schrieb, um hinterher von einem „überraschenden Kanzler“ zu berichten, der es ganz auf ein Duell mit Herbert Kickl anlege und Andreas Babler zur „Randfigur“ mache.

Bezeichnender: Nehammer hat in seiner Rede umfassenden Steuersenkungen das Wort geredet, ist bei Maßnahmen zur Gegenfinanzierung jedoch vage geblieben. (In der Pressestunde erklärte er später, dass diese vom Koalitionspartner nach der Wahl abhängen würden. Was insofern ins Leere geht: Alles hängt davon ab, auch die Entlastungen, die der Türkise trotzdem gerne jetzt schon präsentiert.) Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrates, hat auf diese Schwäche seines „Österreich-Plans“ hingewiesen. Zitat „Krone“ dazu: Badelt habe „seinen Senf dazugegeben“. Als habe er eine Party gecrasht.

Dabei geht es hier um einen zentralen Punkt: Schon Sebastian Kurz konnte sich der Unterstützung dieser Blätter sicher sein. Schon er hat umfassende Steuersenkungen versprochen. Zeitungen wie „Kurier“ und „Krone“ haben ihm dabei aber nicht weiter auf den Zahn gefühlt, sondern sich schon damals mit Sprüchen wie „Sparen im System“, „Stopp der Zuwanderung ins Sozialsystem“, Kürzung von Förderungen und dergleichen abspeisen lassen, die in budgetärerer Hinsicht von vornherein nicht ernst zu nehmen waren. Heute könnte man auch sagen: Sie haben nichts dazugelernt, glauben offenbar, dass Leserinnen und Leser vergesslich seien.

Genau das sind sie jedoch nicht. Wie Parteien stoßen auch Zeitungen auf erhebliches Misstrauen. Es liegt an Erwähntem, aber auch an Dingen wie dem „Beinschab-Tool“, bei dem es um den Vorwurf geht, dass für Inserate eine wohlwollende Berichterstattung im Sinne der neuen Volkspartei bzw. von Sebastian Kurz erkauft worden sei, was diese bei nach wie vor laufenden Ermittlungen zurückweisen. Laut einer Eurobaromter-Befragung zählt jedenfalls nur eine Minderheit von 41 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher Zeitungen zu den Medien, denen sie am meisten vertrauen. Erklärungen dafür liegen auf dem Tisch. Jetzt wieder vermehrt.

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