Im Inseratenrausch

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BERICHT. Bundesregierung und Stadt Wien allein verteilen in einem Jahr fast 70 Millionen Euro für Werbung. Wobei der Anteil letzterer sogar größer ist.

In der Medientransparenzdatenbank ist gerade ausgewiesen worden, wieviel öffentliche Einrichtungen im ersten Quartal 2023 für Werbung verteilt haben. Wobei es ein Problem gibt: Meldungen für ein Quartal sind nur bedingt aussagekräftig. dieSubstanz.at hat daher die Angaben auch für die drei Quartale davor berücksichtigt, damit sich in Summe ein ganzes Jahr ergibt. Diese Angaben sind wiederum „geclustert“, wie sie auf der Seite medien-tranpsarenz.at ausgewiesen werden. Und zwar für die beiden größten Werber: Die Bundesregierung bzw. sämtliche Ministerien sowie die Stadt Wien inkl. Unternehmen, die sie hält. Ergebnis: Die beiden haben in Summe fast 70 Millionen Euro aufgewendet.

Fast die Hälfte der Gesamtsumme entfiel auf sechs Tageszeitungen, die in nachfolgender Grafik für einen doppelten Vergleich angeführt sind. Zum einen geht es darum, die Bundesregierung und die Stadt Wien zu vergleichen; und zum anderen, herauszuarbeiten, wie einzelne Zeitungstypen bei den beiden abschneiden.

Ergebnis: In Summe verteilte die Stadt Wien mit 36,7 Millionen Euro sogar mehr als die Bundesregierung mit 31 Millionen. Bei der Bundesregierung gibt es eine eindeutige Boulevard-Lastigkeit, vor allem auch zugunsten der Zeitung „Österreich“, die laut Median-Analyse in Bezug auf die Reichweite in einer Liga mit dem „Standard“ spielt. Während auf sie 2,2 Millionen Euro entfielen, musste sich dieser mit 0,9 Millionen Euro begnügen.

Die Stadt Wien „fördert“ dagegen alle sehr stark: Auf „Krone“ und „Heute“ entfielen in den vier Quartalen jeweils rund vier Millionen Euro, auf „Österreich“ und „Standard“ mehr als drei. Auch der „Kurier“ und die „Presse“, die eher bürgerlich sind, schnitten bei der Stadt Wien besser ab als bei der Bundesregierung.

Am Grundproblem ändert es nichts, wenn es hier um Impfkampagnen oder was auch immer gegangen ist: Es bleibt ein demokratiepolitisches Übel, dass in Österreich mit öffentlichen Inseraten Medienförderung betrieben wird – im schlimmsten Fall nach Gutsherrenart bzw. wie es einem gefällt.

Der neue SPÖ-Vorsitzende Andras Babler hat einmal gesagt, durch Medienkooperationen werde Macht organisiert. Zumal das niemand so sehr tut wie die Bundesregierung und die Stadt Wien, dürfte er nicht zuletzt auch die beiden gemeint haben. Ob er das beenden kann, ist fraglich. Damals, 2021, hat er erklärt, dass ein solcher Systembruch notwendig wäre.

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