Feinde unabhängiger Medien

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ANALYSE. Beim „Eliten“-Bashing von Kickl und Kurz geht es unter anderem auch gegen Journalismus und darum, dessen Legitimität infrage zu stellen. Das gehört hier extra abgehandelt.

Zwei Männer, ein Wort. Wie hier schon ausgeführt, haben FPÖ-Chef Herbert Kickl und Ex-ÖVP-Obmann Sebastian Kurz ihre Freude über den Wahlsieg von Donald Trump ähnlich zum Ausdruck gebracht. Unter anderem vermittelten sie den Eindruck, dass es sich um eine gerechte Strafe für sogenannte „Mainstream-Medien“ handle. Von diesen sei noch nie jemand so sehr bekämpft worden wie Trump, behauptete Kurz. „Sämtliche Medien“ hätten ihnen angegriffen, so Kickl.

Was für ein Unsinn. Mit X (Twitter) zum Beispiel hat einer der größten auch finanziellen Unterstützer von Trump, Elon Musk, ein bedeutendes Medium gekauft und vergiftet. X ist zu einer Plattform geworden, die Trump gefallen kann. Der Politikwissenschaftler Jakob-Moritz Eberl etwa hat gerade geschrieben: „Im Laufe dieser Woche werde ich diese Plattform verlassen: Ich kann in diesem verschwörerischen Umfeld nicht weitermachen.“

Kickl und Kurz tun so, als gebe es ausschließlich linke Medien, die ihresgleichen ablehnend gegenüberstehen. Was für ein Unsinn, Teil II: Die „Krone“ ist mit 1,6 Millionen Leserinnen und Lesern die reichweitenstärkste Tageszeitung Österreichs. Sie allein hat mehr Leserinnen und Leser als die Qualitätszeitungen „Der Standard“, „Die Presse“, die „Kleine Zeitung“ und die „Salzburger Nachrichten“ zusammen (!). Und überhaupt: Gerne gibt sie Kurz die große Bühne, wie durch ein dreiseitiges Interview am vergangenen Sonntag, in dem er sich ganz nach seinem Geschmack ausbreiten durfte.

Zurück zu den Reichweiten: „Heute“ ist bei den Tageszeitungen die Nummer zwei (699.000 Leserinnen und Leser laut Media-Analyse 2023/24). Und über das Gratisblatt kann sich Kurz genauso wenig beklagen wie Kickl: Es transportiert, was er zu sagen hat und zeigt nebenbei auch, dass es Vermögenssteuer-Ideen des SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler ganz klar ablehnt.

Was bleibt also „Mainstream“? Der ORF? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht organisatorisch unter politischer Kontrolle, im Stiftungsrat hat die ÖVP eine Mehrheit, in den Ländern können sich Landeshauptleute den Landesdirektor aussuchen und in der jüngsten Diskussionssendung „Im Zentrum“ durfte Kurz als Gast sinngemäß wiederholen, was er schon in der „Krone“ mitgeteilt hatte. Motto: Doppelt hält besser.

Abgesehen davon haben er und Kickl ja längst ihre eigenen Kanäle, um sich an ihre Anhängerinnen und Anhänger zu wenden. Und zwar ungestört, von Auf1.tv (FPÖ) bis Facebook, wo eine Masse erreichbar ist. Eine Tageszeitung liest ja nur noch etwa jede zweite Österreicher, jede zweite Österreicherin.

Umso entlarvender ist dieses Gerede von „Mainstream -“ oder „sämtlichen Medien“. Es hat zwei Funktionen: Zum einen soll ein Außenfeind konstruiert werden, was Populisten gerne tun, um sich zu legitimieren. Zum anderen handelt es sich um eine Kampfansage an den wenigen freien Journalismus, den es alles in allem noch gibt. Seine Legitimität soll infrage gestellt werden, es wird ihm unterstellt, mit böser Absicht gegen „das“ Volk zu agieren. Dabei ist er in Wirklichkeit „nur“ Männern mit autoritären Zügenn lästig, die exakt gar keinen Widerspruch mögen.

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