ZAHLEN ZUM TAG. Bei Regierungsinseraten fällt unverhältnismäßig viel auf die Gratiszeitungen „Österreich – oe24“ und „Heute“ ab.
Jedes Land hat die Tageszeitungen, die es verdient? Falsch: Es hat vor allem auch die Medienlandschaft, die politisch offenbar gewünscht ist und daher entsprechend „gefördert“ wird – willkürlich nämlich, durch Regierungsinserate. Das zeigt eine dieSubstanz.at-Auswertung der Zahlungsflüsse im vergangenen Jahr.
Es ist plausibel, wenn sich Regierungsinserate an der Reichweite orientieren. Beziehungsweise, dass auf dieser Grundlage von rund elf Millionen Euro, die das Kanzleramt und sämtliche Ministerien 2022 für Schaltungen in Tageszeitungen aufwendeten, ganze 2,4 Millionen Euro allein auf die „Krone“ entfielen; und auf der anderen Seite „nur“ ein paar Hunderttausend zum Beispiel auf auf die meisten Bundesländerzeitungen, die wesentlich weniger Leserinnen und Leser haben.
Schaut man sich die Regierungsinserate nach Reichweite an, passt das im Großen und Ganzen zusammen. Es gibt jedoch zwei Titel, bei denen es große Abweichungen gibt: „Oesterreich – oe24“ und „Heute“, also zwei Boulevardmedien, die gratis erscheinen und – wie Kritiker meinen – dadurch auch Journalismus als Geschäftsmodell zusätzlich unter Druck setzen.
„Heute“ hatte laut Media-Analyse 2021/22 eine Reichweite von 8,9 Prozent und erhielt Regierungsinserate in Höhe von zwei Millionen Euro. Das waren zwei Mal mehr als die größere (!) „Kleine Zeitung“, die sich bei einer Reichweite von 9,4 Prozent mit einer Million Euro begnügen musste.
Von „Österreich – oe24“ gar nicht zu reden: Bei – mit 6,7 Prozent – einer deutlich kleineren Reichweite als „Heute“ erhielt das Blatt, das in eine Inseraten-Umfrage-Affäre verwickelt ist (es gilt die Unschuldsvermutung), 1,8 Millionen Euro. Das waren fast zwei Mal mehr als die größere „Kleine“. Und gleich drei Mal mehr als der „Standard“ (0,6 Millionen Euro), obwohl die Fellner-Zeitung auch kleiner ist als dieser (7,3 Prozent Reichweite).