Boulevard tobt

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BERICHT. Bei der Gratiszeitung „Heute“ ist die künftige Regierung schon unten durch. Ein Zusammenhang mit geplanten Inseratenkürzungen ist nicht belegt. Ebensolche sind jedoch bedrohlich für sie.

Liest man „Heute“-Schlagzeilen, bekommt man mit, was die Gratiszeitung möchte und was nicht. Sebastian Kurz (ÖVP), den sie immer wieder gerne zum Interview bittet, lässt sie verkünden, dass eine „Mitte-Rechts-Regierung“ dem Land gut getan hätte. Gemeint ist damit Blau-Schwarz. Herbert Kickl (FPÖ) darf wiederum trotzig behaupten, dass er Kanzler hätte werden können. Im Übrigen teilt er dem Blatt zufolge kräftig aus – sieht aufgrund der absehbaren Koalition von ÖVP, SPÖ und Neos eine „Demokratiekrise“ zukommen auf Österreich.

Zur Zusammensetzung dieser künftigen Regierung fällt dem Boulevardblatt diese Schlagzeile ein: „Die TeuRaZ auf einen Blick.“ Damit gemeint ist wohl „die teuerste Regierung aller Zeiten“, soll es zusätzlich zu 14 Ministern (inklusive Kanzler und Vize) doch sieben Staatssekretäre geben.

Klar: Finanziell ist es bei einem Budget von weit über 100 Milliarden Euro belanglos, wie viele Mitglieder eine Regierung hat. Zumal sie zum Beispiel sowohl groß als auch so sparsam sein kann, dass es für die Steuerzahler am Ende des Tages spürbar ist. Aufgrund der Symbolwirkung könnte sie jedoch auch dann bei sich selber kürzer treten, wenn dies vielleicht nur ein paar hunderttausend Euro bringt. Das wäre dazu angetan, ihre Glaubwürdigkeit zu stärken. Es wäre für sehr viele Menschen etwas Greifbares.

Andererseits würde das Kabinett Christian Stocker I bei einer Zeitung wie „Heute“ dann wohl kaum weniger übel dastehen, noch ehe es überhaupt steht. These: Kurz und Kickl bringen ihr Reichweite, mit Stocker droht Ärger. Daher auch die erwähnte Schlagzeile.

„Der Standard“ berichtet über das geplante Medienpaket der künftigen Regierung: Es könnte für alle schmerzlich werden, ganz besonders aber für den Boulevard. Die Haushaltsabgabe, die an den ORF fließt, soll bis 2029 eingefroren, also nicht angepasst werden. Das wird den öffentlich-rechtlichen Sender zwingen, Kürzungen vorzunehmen.

Einschnitte solle es auch bei Regierungsinseraten geben. Gerade für Gratiszeitungen sind sie von existenzieller Bedeutung: Vom Kanzleramt und allen Ministerien sind von Anfang 2020 bis Mitte 2024 knapp 15 Millionen Euro allein an „Heute“ geflossen (Zeitung, Website, …). In den Pandemiejahren 2020 und 2021 handelte es sich um jeweils mehr als fünf Millionen Euro.

Grundsätzlich ist es nicht schlecht, bei den Inseraten anzusetzen. Aufgrund der ökonomischen Nöte der meisten Medien und ihrer Bedeutung für die Demokratie wäre es jedoch wichtig, zumindest so viel Geld für Medienförderung aufzuwenden, um Qualitätsjournalismus zu retten.

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