Eineinhalb Millionen Nicht-Angesprochene

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ZAHLEN ZUM TAG. Wenn der Kanzler gerade auch in der Krise von allen Österreicherinnen und Österreichern spricht, ignoriert er sehr viele Menschen, die ebenfalls hier leben und ein Recht auf Gesundheit haben.

„Danke an alle Österreicherinnen & Österreicher, die ermöglicht haben, dass unser Land so gut dasteht“, twitterte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) diese Woche und erntete auch Kritik dafür. Er sei nicht in Österreich geboren, trage den Ruf Österreichs in der Onkologie aber in die Welt hinaus und sei mit höchsten staatlichen Orden ausgestattet: „Würden Sie sich lt. Ihrer Diktion bei mir nun bedanken oder nicht?“, erwiderte der Mediziner Christoph Zielinski öffentlich, aber persönlich an Kurz gerichtet.

Die Frage wird schon seit Wochen diskutiert: Bundespräsident Alexander Van der Bellen, aber etwa auch ÖVP-Innenminister Karl Nehammer sprechen in ihren Wortmeldungen Österreicherinnen und Österreicher und alle Menschen an, „die in unserem Land leben“. Nehammer begründet das damit, dass die Polizei „auch Breitenwirkung entfallen“ müsse. Das ist ein starkes Argument. Der Kanzler scheint das für seine Zuständigkeiten anders zu sehen.

Über die Frage, wer Österreicher ist und wer nicht, könnte man lange diskutieren. Rechtlich gesehen ist es jede Person, die über die österreichische Staatsbürgerschaft verfügt. Das sind laut Statistik Austria rund siebeneinhalb Millionen Frauen, Männer und Kinder. Die Zahl verrät schon, dass da noch jemand fehlt. Was heißt „jemand“: Knapp eineinhalb Millionen Menschen haben eine andere Staatsbürgerschaft; ein Drittel davon lebt übrigens allein in Wien.

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