#Schnäppchen Wie Stronachs Magna zu Steyr Daimler Puch kam

BERICHT. Ex-Generaldirektor Rudolf Streicher erzählt in einem neuen Buch den Deal, der hinter seinem Rücken abgewickelt wurde. 

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BERICHT. Ex-Generaldirektor Rudolf Streicher erzählt in einem neuen Buch den Deal, der hinter seinem Rücken abgewickelt wurde. 

„Auf der Überholspur – Zeitzeugen über das Goldene Zeitalter der österreichischen Wirtschaft, vom Staatsvertrag bis heute“, heißt der Interviewband, den der Industrielle Herbert Cordt und dieSubstanz.at-Autor Gerd Millmann erstellt haben und der nun im Molden-Verlag erschienen ist. Ex-Verkehrsminister Rudolf Streicher berichtet darin vom Verkauf der Steyr Daimler Puch AG an Franz Stronachs Magna-Gruppe, den er als Vorstandsdirektor des Unternehmens miterlebt hat – es war demnach ein Schnäppchen für den Austro-Kanadier.

Weitere Anbieter wurden von Erich Hampel „befürchtet“, sagt Rudolf Streicher.

1997 war für die Steyr Daimler Puch AG (SDP) ein blendendes Jahr: Plus 25 Prozent Kernumsatz auf 14,2 Milliarden Schilling, also etwas mehr als eine Milliarde Euro, standen am Ende des Jahres in den Büchern. Mehrheitseigentümerin war die Creditanstalt, die damals bereits zur Bank-Austria-Gruppe gehörte. CA-Vorstand Erich Hampel fungierte als Aufsichtsratspräsident der Steyr Daimler Puch AG – und informierte als solcher Anfang Jänner 1998 Rudolf Streicher zu dessen großer Überraschung, „dass die Steyr Daimler Puch AG nunmehr einen neuen Eigentümer hat“, wie sich dieser erinnert.

„Eigentum ist für den Eigentümer da und es ist wohl dessen Sache, was damit geschieht, war schließlich meine resignierende Reaktion“, so der heute 76-Jährige. Gewundert habe er sich dennoch, als man ihm später mitgeteilt habe, wer der neue Eigentümer sei: Frank Stronach. Immerhin habe ihm dieser in der Vergangenheit mehrfach mitgeteilt, „dass so relativ große Fabriken, wie sie Steyr hat, nicht in das Strukturkonzept von Magna passen“.

Noch größer war Streichers Verwunderung freilich darüber, dass auch finanzielle Fragen ohne sein Zutun geklärt worden seien: „Rudolf, das ist schon verhandelt“, habe ihn Hampel wissen lassen: „Da hat es mir dann aber wirklich die Sprache verschlagen, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass ohne profunde Kenntnis eines umfassenden Befundes eine solche Verhandlung geführt werden kann. Wenn schon nicht ich, hätte zumindest der Finanzvorstand der SDP mit einbezogen werden müssen.“

Streichers Schätzungen zufolge wären die Anteile gut sechs Milliarden Schilling wert gewesen. Mit Stronachs Magna seien zunächst 3,3 Milliarden Schilling ausverhandelt worden.

Seinen Schätzungen zufolge wären die 50 Prozent der CA an der Steyr Fahrzeugtechnik und die 68,8 Prozent der Bank an der börsennotierten SDP-AG gut sechs Milliarden Schilling wert gewesen. Mit Stronachs Magna seien zunächst von der Creditanstalt allerdings 3,3 Milliarden Schilling ausverhandelt worden. Nachdem der Deal aufgrund der Veröffentlichungspflicht börsennotierter Gesellschaften bekannt geworden sei, habe Hampel auf die Frage eines Journalisten, ob er nun nicht weitere Angebote für die Steyr Daimler Puch AG (SDP) erwarte, geantwortet: „Das ist zu befürchten.“

Tatsächlich versuchte schließlich u.a. eine Gruppe um Hannes Androsch mitzumischen. Vergeblich. Immerhin führte das laut Streicher aber dazu, dass die Magna-Gruppe nachbessern musste: Sie habe nun „für 68,8 % an der SDP 2,2 Mrd. Schilling und für den 50-%-Anteil an der Steyr-Fahrzeugtechnik weitere 1,8 Mrd. Schilling bezahlt. Die 31,2 % der Kleinaktionäre wurden schließlich mit rund 1.4 Mrd. abgelöst, sodass sich für Magna ein SDP-Gesamtkaufpreis von 5,4 Mrd. ergeben hat.“ Unter anderem durch die Verwertung von Immobilien habe sich für die Magna-Gruppe schlussendlich allerdings wieder eine Reduktion ergeben, sodass sich der Kaufpreis für sie „sicher innerhalb eines Jahres amortisierte“, wie Streicher meint.

> „Auf der Überholspur – Zeitzeugen über das Goldene Zeitalter der österreichischen Wirtschaft, vom Staatsvertrag bis heute.“ Von Herbert Cordt, Helmut Kramer und Gerd Millmann. Modeln-Verlag, 204 Seiten, 34,90 Euro

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