ZAHLEN ZUM TAG. Das Ergebnis der letzten Landtagswahl verdeutlicht Stärken und Schwächen – die vor allem für die führende Volkspartei verhängnisvoll sind.
Für eine Volks- im Sinne einer Massenpartei ist es wichtig, in allen Bevölkerungsgruppen möglichst stark zu sein. Unterschiede wird es natürlich immer geben. In Österreich war die Sozialdemokratie in der Vergangenheit eher auf Arbeiter, die ÖVP hingegen mehr auf Angestellte, Beamte, Bauern und Selbstständige ausgerichtet. Im Laufe der Zeit und nicht zuletzt auch durch den Aufstieg der FPÖ sowie später der Grünen und der Neos hat sich das alles relativiert.
In Tirol war die ÖVP bei der Landtagswahl 2019 eher nur noch in dem Sinne eine Massenpartei, als es ihr gelang, mit 44,3 Prozent den mit Abstand größten Stimmenanteil zu gewinnen. Ein Blick auf die SORA-Analyse von damals, die auf einer Befragung basiert, verdeutlichte für die Partei jedoch Verhängnisvolles: Sie hat zwar ähnlich viele Männer und Frauen angesprochen, verzeichnete zugleich aber extreme Ungleichverhältnisse: Bei ab 60-Jährigen erreichte sie 68, bei unter 30-Jährigen lediglich 27 Prozent. Bei Personen mit maximal Pflichtschulabschluss schaffte sie 61, bei Uni-Absolventen ebenfalls nur 27 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Nationalratswahl 2019 gelangen der neuen Volkspartei unter Sebastian Kurz zumindest nach Altersgruppen weniger ungleiche Verhältnisse (27 Prozent der Jüngeren und 43 Prozent der Älteren).
In Tirol hätte das Landtagswahlergebnis der ÖVP nicht egal sein dürfen: Das Land ist von seiner Bevölkerungsstruktur im österreichweiten Vergleich recht jung und die Gruppe der Uni-Absolventen stark wachsend.
Bei anderen, durchwegs deutlich kleineren Parteien gab es 2018 ebenfalls erhebliche Unterschiede (siehe Grafik): SPÖ und Grüne wurden viel eher von Frauen als Männern gewählt. Bei den Freiheitlichen war es umgekehrt. Bei Jüngeren fanden alle drei Parteien, aber auch die Neos, deutlich mehr Zuspruch als bei Älteren. Und bei Uni-Absolventen schnitten SPÖ, Grüne und Neos deutlich besser ab als bei Leuten, die nicht über die Pflichtschule hinausgekommen sind; die Grünen waren bei den Uni-Absolventen mit 29 Prozent sogar erfolgreicher als die ÖVP (27 Prozent). Bei der FPÖ war es auch hier umgekehrt.