Wo die Armut wohnt

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BERICHT. Ein Drittel der Sozialhilfebezieher:innen sind Kinder. Fast alle haben zumindest einen nicht-österreichischen Elternteil.

Wie hier berichtet ist die Armut in Österreich viel eher als in den meisten übrigen EU-Ländern in größeren Städten zu Hause. Und davon betroffen sind wiederum wesentlich stärker als anderswo Drittstaatsangehörige. Das ist ein Phänomen, das zu wenig wahrgenommen wird.

Eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO zu Umverteilung in Österreich liefert weitere Fakten zum Thema. Und zwar in Bezug auf die Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS) bzw. Sozialhilfe im Jahr 2019. Damals gingen Hilfen an gut ein Zwanzigstel aller Haushalte. Die Gesamtsumme nachte 913 Millionen Euro bzw. 0,23 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.

Auffallend ist, dass einzelne Gruppen überdurchschnittlich stark auf Mindestsicherung oder Sozialhilfe angewiesen sind. Ein-Eltern- bzw. in der Regel Alleinerzieherinnen-Haushalte etwa. Oder Kinder (unter 15-Jährige): Sie stellten vor vier Jahren 14,3 Prozent der Bevölkerung, aber 22 Prozent der Menschen, an die die Leistung ging. Extremer noch: „Kinder und Jugendliche mit BMS- bzw. Sozialhilfe-Bezug unter 19 Jahren lebten zu 95% in Haushalten, in denen zumindest ein Haushaltsmitglied keine österreichische Staatsbürgerschaft besaß“, so das WIFO. Das führt zum eingangs erwähnten Phänomen zurück, dass Zugewanderte hierzulande besonders armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind.

Grundsätzlich sieht das WIFO bei der Mindestsicherung Reformbedarf: „Immer weniger handelt es sich um kurzfristige überbrückende Leistungen, sondern um dauerhaft prekäre Situationen, denen Menschen ausgesetzt sind, so dass das zweite Sozialnetz strukturell an Bedeutung gewinnt. Trotz steigender struktureller Bedeutung liegt die Höhe der BMS bzw. Sozialhilfe unter den relativen Armutsschwellen, womit das wichtiger werdende zweite Sozialnetz nicht armutsfest ist. Die Gewährung von ausreichend hohen passiven Transfers stellt für Menschen in Notlagen eine notwendige, aber nicht hinreichende Tatsache für die Reduzierung von Armut und sozialer Ausgrenzung dar.“

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