Wo die Armut ist

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ANALYSE. In Wien ist die Zahl der Mindestsicherungsbezieher stabil. Das sagt aber nichts aus. Im schlimmsten Fall kommt hier ein Tsunami.

Natürlich merken fast alle Menschen, dass die Preise steigen und sie sich immer weniger leisten können. Und natürlich ist das bei denen, die schon bisher nicht über die Runden gekommen sind, extrem schwerwiegend. Abgesehen davon macht sich wachsende Armut unter anderem durch einen steigenden Andrang bei Sozialmärkten in ganz Österreich – zum Beispiel hier in Salzburg oder hier in der Region Wienerwald – bemerkbar.

Bei einem Blick auf die Mindestsicherung könnte man jedoch glauben, wenn schon nicht in besonders guten, so zumindest in gewöhnlichen Zeiten zu leben: In Wien gab es im Oktober 126.580 Bezieherinnen und Bezieher. Das entsprach ungefähr dem Niveau der Vorjahre. Zu einem größeren Anstieg ist es zuletzt zu Beginn der Coronakrise vor dem Sommer 2020 gekommen. Einen vergleichbaren Zuwachs hat es seither nie gegeben (siehe Grafik).

Das legt den Schluss nahe, dass es dem Staat bisher recht gut gelungen ist, eine Verarmung neuer Teile der Gesellschaft durch Einmalzahlungen und sonstige Hilfen zu verhindern. Wobei die erfreuliche Beschäftigungslage natürlich hilft. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bei sehr vielen zu einem spürbaren Substanzverlust kommt.

Und dass es mit Fortdauer der Teuerung sowie einer Eintrübung der wirtschaftlichen Verhältnisse nur zwei Möglichkeiten gibt: Der Staat legt mit weiteren und vor allem größeren Einmalzahlungen sowie sonstigen Hilfen nach. Oder es schlagen plötzlich tausende in der Mindestsicherung auf.

Der harte Begriff „aufschlagen“ ist in diesem Fall wirklich passend: Die Mindestsicherung setzt voraus, dass kein oder allenfalls nur ein sehr geringes Einkommen vorhanden ist. Und dass fast alles Vermögen aufgebraucht ist. Dass man also nahe null angekommen ist und so gut wie nichts mehr hat.

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