#Fluechtlinge Wir erfahren nichts: Gut für Gerüchte, schlecht für Betroffene

ANALYSE. Im Unterschied zu Deutschland gibt es in Österreich so gut wie keine Informationen über die Menschen, die da kommen. 

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ANALYSE. Im Unterschied zu Deutschland gibt es in Österreich so gut wie keine Informationen über die Menschen, die da kommen.

Anfang Oktober hat das deutsche „Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“ die Asylstatistik für September veröffentlicht. In wenigen Tagen wird jene fürs Folgemonat folgen. Österreichische Behörden brauchen länger; auf der Seite des Innenministeriums befinden sich erst die – vorläufigen – Zahlen für August. Und auch sie sind nur sehr allgemein gehalten. Warum das ein Problem ist? Weil Nichtwissen der größte Nährboden für Gerüchte und Fehlentscheidungen ist.

Wer sich in Deutschland darüber informieren möchte, wer denn etwa die Syrer sind, die da kommen, wird vom „Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“ mit Daten eingedeckt: Von 100 Personen, die im vergangenen Jahr um Schutz angesucht haben, waren 71 Männer und 29 Frauen. 54 Araber, 35 Kurden und eine Aramäerin oder Aramäer. 83 bekannten sich zum Islam, fünf zum Christentum. Und so weiter und so fort.

Fakten würden es ermöglichen, Gerüchte zu widerlegen, vor allem aber wären sie auch für Entscheider wichtig.

All das zeigt schon einmal, dass es „den“ syrischen Flüchtling nicht gibt: Es handelt sich etwa nicht nur um Muslime. Und auch über das Bildungsniveau veröffentlichte das Bundesamt über „Die Welt“ bereits einiges; wobei es betonte, dass es sich um freiwillige Angaben der Betroffenen handle, die denn auch mit entsprechender Vorsicht zu genießen seien. Dennoch: Immerhin 21 Prozent haben eine Pflichtschule besucht, 22 Prozent zumindest ein Gymnasium und 47 Prozent eine Grund- oder Mittelschule. Nur wenige haben der Erhebung zufolge keine Schulbildung genossen.

Dass das offizielle Österreich derlei Zahlen nicht hat oder nicht verfügbar macht, ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert: Fakten würden es ermöglichen, Gerüchte zu widerlegen, vor allem aber wären sie auch für Entscheider wichtig: Wie ist es tatsächlich um die Arbeitskräftepotenziale bestellt? Wer wäre wofür einsetzbar?

Doch hierzulande gibt es nicht einmal mehr Zahlen zur Dauer von Asylverfahren. Und die Statistiken, die das österreichische „Bundesamt für Asyl und Fremdenwesen“ veröffentlicht, beschränken sich jeweils auf ein DIN A4-Blatt.

> Zur Statistik des österreichischen Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl 

> Zur Asylstatistik des Innenministeriums 

> Zu den Veröffentlichungen des deutschen Bundesamts für Migration und Flüchtlinge

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