Boulevardförderung ist eher rot

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BERICHT. Zumindest im zweiten Quartal hat die Stadt Wien deutlich mehr für Inserate in Krone, Heute und Österreich aufgewendet als das Bundeskanzleramt.

In Österreich leben Boulevardblätter ganz gut von „Regierungsinseraten“, die quasi freihändig ohne gesetzliche Auflagen vergeben werden. Das bestätigen die Zahlen, die der Medientransparenzdatenbank für das zweite Quartal dieses Jahres zu entnehmen ist.

Zugegeben: Spannend wäre eine umfassendere Auswertung der Daten und auch ein Vergleich mit vergangenen Quartalen. Die Medientransparenzdatenbank ist jedoch alles andere als benutzerfreundlich gestaltet; was schon seinen Grund haben wird. Eine solche Auswertung ist jedenfalls mit einem schwer zumutbaren Aufwand verbunden.

Daher ein Ausschnitt bzw. Zahlen für zwei Rechtsträger, die bekannt dafür sind, außerordentlich viel für Inserate aufzuwenden: Das ÖVP-geführte Bundeskanzleramt und die SPÖ-dominierte Stadt Wien. Insgesamt hat das Kanzleramt von April bis Juni 6,7 Millionen Euro locker gemacht und die Stadt Wien knapp sechs Millionen Euro. Wobei es natürlich auch mehr denn je wenigstens einen sachlichten Grund gegeben hat, zu inserieren bzw. informieren: die Coronakrise.

Bemerkenswert ist die Verteilung der Inserate: Beim Kanzleramt ist ein Fünftel auf den Boulevard, also Kronen Zeitung (762.000 Euro), Heue (311.000 Euro) und Österreich /Oe24 (386.000 Euro) entfallen. Bei der Stadt Wien machte dieser Anteil gar ein Drittel aus – mit 744.000 Euro für die Krone, 907.000 Euro für Heute und 456.000 Euro für Österreich/Oe24.

Andererseits: Weniger – und gemessen an der Reichweite auch wieder nicht weniger – wendeten die beiden Rechtsträger für Inserate in Titeln auf, die gemeinhin als Qualitätszeitungen gelten. Wobei auch hier die Stadt Wien mehr bezahlte – 129.000 Euro an die Presse und 314.000 Euro an den Standard. Vom Kanzleramt gingen 188.000 Euro an die Presse und 146.000 Euro an den Standard.

Interessant die Werte für Magazine: Das Kanzleramt inserierte um rund 24.000 Euro in der Bauernzeitung, aber nicht in der Falter-Printausgabe. Umgekehrt war’s bei der Stadt Wien, die dem Falter etwas mehr als 40.000 Euro überwies. Das entspricht im Großen und Ganzen auch Dimensionen, die für Profil und News abfielen. Ausnahme: Beim Kanzleramt scheint News mit nur 13.000 Euro auf.

In den Angaben nicht inkludiert sind Beilagen und Digitalangebote. Zumindest in diesem Sektor ist der Falter mit falter.at bzw. 13.461 Euro beim Kanzleramt zum Zug gekommen.

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