ZAHLEN ZUM TAG. Werbevolumen für Krone, Heute und Österreich größer als gesamte Qualitätsförderung.
Selten hat sich ein Bundeskanzler derartiger Unterstützung durch Boulevardzeitungen erfreuen dürfen, wie es Werner Faymann (SPÖ) derzeit in der Flüchtlingspolitik tut. Die EU beiße auf Granit, titelte die Kronenzeitung am Wochenende und ließ ihn sagen: „Österreich weicht keinem Druck.“ Und überhaupt: „Erst schimpfen, dann kopieren“, ätzt Heute in Richtung Deutschland: „Berlin auf Wiens Asylkurs.“ Ja, es geht offenbar noch viel weiter: Die ganze EU wolle „unseren Asylkurs“ übernehmen, so die Tageszeitung Österreich, die zu dieser Schlagzeile einen kämpferischen Werner Faymann mit erhobener Faust zeigt.
Zwischen den beiden Seiten bestehen auch enge geschäftliche Beziehungen, die unabhängig von der Berichterstattung bemerkenswert sind: Die drei Boulevardzeitungen wurden vom vierten Quartal 2014 bis zum dritten Quartal 2015 allein vom Bundeskanzleramt mit einem Inseratenvolumen von insgesamt 1.593.292,62 Euro bedacht, wie der Medientransparenzdatenbank zu entnehmen ist. Gut die Hälfte (755.338,24 Euro) entfiel auf die Krone, 455.982,50 Euro auf Österreich und 381.971,89 Euro auf Heute.
Bemerkenswert ist außerdem, dass die 1,59 Millionen Euro Inseratenvolumen des Kanzleramts die gesamte Qualitätsförderung übertreffen, die Zeitungen 2015 gewährt wurde; sie belief sich auf 1,56 Millionen.
Der Standard kam vom vierten Quartal 2014 bis zum dritten Quartal 2015 auf ein Kanzleramts-Inseratenvolumen von 145.725 Euro, Die Presse auf 91.805,04 Euro und die Salzburger Nachrichten auf 88.473,60 Euro.