Österreich in der Pessimismusfalle

ANALYSE. In keinem anderen EU-Land rechnen so viele Menschen mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. 

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ANALYSE. In keinem anderen EU-Land rechnen so viele Menschen mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.

Mit Begriffen wie „besorgniserregend“ sollte man sparsam sein. In diesem Zusammenhang si der Verwendung jedoch erlaubt: „In keinem anderen europäischen Land ist die Bevölkerung in Bezug auf die Entwicklungen am Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Lage in Europa derart pessimistisch wie in Österreich“, stellt die EU-Kommission angesichts der jüngsten Eurostat-Ergebnisse fest. „Kein Wunder“, ist man verlockt zu sagen. Doch das hilft nicht weiter. Österreich braucht dringend einen Schub, der wieder Zuversicht aufkommen lässt.

Wie soll es in einem Land aufwärts gehen, wenn kaum jemand optimistisch ist? Laut der Eurostat-Erhebung, die im vergangenen Herbst durchgeführt worden ist und deren Ergebnisse nun veröffentlicht worden sind, gehen 39 Prozent der Österreicher davon aus, dass sich die nationale wirtschaftliche Lage in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern wird. Im EU-Schnitt sind es nur 26 Prozent. Dass sich die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtern wird, erwarten hierzulande gar 48 Prozent, während es im EU-Schnitt fast nur halb so viele sind (28 Prozent).

Über die Gründe kann man spekulieren. Wobei es wohl nicht nur die Flüchtlingskrise ist, bei der seit Monaten eine allgemeine Überforderung, gepaart mit einer allgemeinen Verunsicherung, zum Ausdruck kommt. Österreich hat noch ein Problem: Im Gegensatz zu Deutschland etwa hat es die Wirtschaftskrise nicht überwunden; die Arbeitslosigkeit steigt weiter von Monat zu Monat, von einem Rekordwert zum nächsten.

Die Bundesregierung ist zumindest mitverantwortlich für die Stimmungslage.

Die Bundesregierung ist zumindest mitverantwortlich für die Stimmungslage: Das Krisenmanagement im Umgang mit den Flüchtlingen macht deutlich, dass auch sie nicht weiter weiß. Was den Pessimismus naturgemäß verstärkt: Wer, wenn nicht sie, sollte die Misere bewältigen. Wobei es nur ein schwacher Trost für sie sein kann, dass sie da vor einer schier unlösbaren Aufgabe steht.

Schon eher beitragen könnte eine Regierung zur wirtschaftlichen Entwicklung. Die Steuerreform ist ein Versuch, Impulse zu setzen. Ob sie zustande kommen, ist jedoch offen. Laut einer WIFO-Studie zur Reform ist es zu bezweifeln; zusätzliche Arbeitsplätze werden demnach jedenfalls kaum entstehen.

Der Pessimismus ist verhängnisvoll: Wenn zu viele Bürger befürchten, dass sich die Lage verschlechtert und sie selbst ihren Job verlieren könnten, dann werden sie sich auch entsprechend verhalten. Sicherheitshalber also weniger konsumieren beispielsweise. Womit die Konjunktur einen weiteren Dämpfer erleidet. Und so weiter und so fort.

Also kann eine Trendwende nur dann gelingen, wenn Gründe aufkommen, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Ein Rezept dafür gibt es nicht. Entschlossenheit der Politik, zumindest lösbare Probleme zu lösen, wäre jedoch ein Ansatz dazu.

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