ANALYSE. Der EU-Wahl-Kandidat tut sich schwer. Und das liegt nicht nur an der mangelnden Unterstützung, die ihm zuteil wird.
Überraschen würde es nicht, Johannes Voggenhuber hätte schon bereut, bei der EU-Wahl angetreten zu sein. Zu vieles läuft schief. Von der „Liste Pilz“ gibt’s de facto keine Unterstützung, aus der Initiative „1 Europa“ wurde keine Bewegung, vor allem aber schafft es der Ex-Grüne nicht, auch nur irgendein Thema zu setzen. Das liegt an den Mitbewerbern. Und mehr noch an ihm selbst.
Auf der Website der „Liste Pilz“ findet man auf die Schnelle keinen Hinweis auf die EU-Wahl, geschweige denn „1 Europa“. Das ist bemerkenswert, tritt die Liste de facto doch unter diesem Namen bei der EU-Wahl an. Aber gut. Vielleicht haben Peter Pilz und Co. alle Hoffnungen verloren und wollen daher lieber schon heute nichts mehr damit zu tun haben. Der Eindruck könnte jedenfalls entstehen.
„Wir veröffentlichen alle Spendeneingänge.“ Bisher sind es zwölf.
„1 Europa“ selbst „fliegt“ nicht, wie man so sagt; da ist nichts in Bewegung gekommen. „Wir arbeiten transparent und veröffentlichen alle Spendeneingänge“, heißt es auf der Website. Darunter finden sich zwölf Unterstützerinnen und Unterstützer, die insgesamt 2025 Euro überwiesen haben (Stand: 7. Mai).
Aber gut: Geld ist nicht alles. Peter Pilz hat bei der Nationalratswahl 2017 bewiesen, dass man auch ohne große Mittel viel erreichen kann. Man muss nur eine Marke sein und eine Botschaft verkörpern. Daran würde es bei „Liste Jetzt“- bzw. „1 Europa“-Spitzenkandidat Johannes Voggenhuber grundsätzlich nicht mangeln; auch auf dieser Seite ist ihm daher größeres Potenzial zugeschrieben worden. Allein: Der 68-Jährige kann nichts daraus machen.
Das viel größere Problem ist jedoch Voggenhuber sich selbst.
Problem 1: Voggenhuber könnte sehr glaubwürdig einen Europapolitiker verkörpern, der auch für sich genommen sehr schlüssige Ansätze für die weitere Integration parat hätte. Doch das ist weniger denn je ein Thema in Österreich. „EU-Reform“ dient hier allenfalls als Schlagwort, das, um ein paar Stichworte angereichert, Gestaltungswille demonstrieren soll. Auch der Kanzler, des es in diesem Sinne gerade erst eingesetzt hat, liefert kein umfassendes Konzept dazu. Eher geht es im Wahlkampf nur darum, wie man sich gegenüber Antieuropäern wie Viktor Orban positioniert. Soll heißen: Antieuropäer sind bestimmend.
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Das zweite und noch viel größere Problem ist jedoch Voggenhuber sich selbst: Selten hat man einen erfahrenen Politiker erlebt, der die spärlichen Möglichkeiten, öffentlich etwas über die Rampe zu bringen, derart vergeigt wie er. Indem er sich nicht darauf konzentriert, eine Botschaft zu transportieren, sondern bei Interviews ausschließlich empört bis grantig darauf reagiert, dass er nicht gefragt wird, was er gerne gefragt werden würde. Was schon überraschen kann. Einer, die seit Jahrzehnten im Geschäft ist, müsste wissen, wie das läuft und sich locker darüber hinwegsetzen können.
Die List hält zwei Prozent. Damit droht das Fallbeil.
In Umfragen hält „1 Europa“, das zum Beispiel auf neuwal.com als „Liste Jetzt“ ausgewiesen wird, zwei Prozent. Damit droht der Fallbeileffekt: Weil die Chance auf ein Mandat verschwindend klein wirkt, könnte der Zuspruch eher zurückgehen. Sprich: Ein Erfolg würde an ein Wunder grenzen.
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