Statt Sport- vor allem Verbandsförderung

BERICHT. Politische Organisationen erhalten Millionen. Minister Doskozil kündigt nun immerhin eine Reform an.

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BERICHT. Politische Organisationen erhalten Millionen. Minister Doskozil kündigt nun immerhin eine Reform an.

„Sportminister Doskozil gratuliert ÖOC-Präsident Stoss zur Aufnahme in das Internationale Olympische Komitee“, lautet die aktuellste Meldung auf der Website des Ressorts von Hans Peter Doskozil (SPÖ). Sie stammt vom 5. August 2016. Dass von den „Aktiven“, die seither in und um Rio vergeblich um Medaillen kämpfen, kein Bericht vorliegt, ist bezeichnend: Im Mittelpunkt der rot-weiß-roten Sportpolitik stehen Verbände und Funktionäre; und zwar in jeder Hinsicht.

Allein der Bund hat im vergangenen Jahr mehr als 120 Millionen Euro an allgemeiner und besonderer Sportförderung ausgeschüttet. Wobei vielmehr von – zum Teil politischer – Verbandsförderung die Rede sein müsste: Laut gesetzlich vorgeschriebener Veröffentlichungen floss jedenfalls mehr als ein Drittel an vier Organisationen:

  • Der Österreichische Fußball-Bund erhielt 14,86 Millionen Euro. Dessen Präsident ist Leo Windtner, im Brotberuf Generaldirektor der sich mehrheitlich in Landesbesitz befindlichen Energie AG Oberösterreich.
  • 9,92 Millionen Euro gingen an das ASKÖ, also die Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich. Präsident: SPÖ-Nationalratsabgeordneter Hermann Krist.
  • 9,52 Millionen Euro flossen an die Sportunion. Vizepräsidentin: ÖVP-Nationalratsabgeordnete Michaela Steinacker.
  • 8,02 Millionen Euro standen schließlich dem ASVÖ zur Verfügung – wobei der Allgemeine Sportverband angesichts der Mitbewerber ausdrücklich betont, „überparteilich und unabhängig“ zu sein, was schon allein sehr viel über das Gesamtsystem aussagt.

Sportminister Hans Peter Doskozil sieht das Problem immerhin: Wie zahlreiche Medien aus Rio berichteten, hat er dort eine Reform angekündigt. Nicht „politische Funktionäre“ sollen im Mittelpunkt stehen, sondern Experten. Ein erster Schritt – mit offenem Ergebnis.

Doskozils Vorgänger Norbert Darabos (SPÖ) hat zur Vorbereitung auf die Spiele von Rio insgesamt 20 Millionen Euro extra zur Verfügung gestellt. Sie sollten „den Spitzensportlerinnen und Spitzensportler des RIO-Kaders, mit den zugehörigen infrastrukturellen Maßnahmen zu Gute kommen“. Als Gesamtkoordinator wurde ausgerechnet der wohl mächtigste Sportfunktionär der Republik eingesetzt: Skiverbandspräsident Peter Schröcksnadel.

Zu den Sport-Förderstandsveröffentlichungen (Gesamtliste)

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