ANALYSE. Die Vorzugsstimmen-Ergebnisse prominenter Sozialdemokraten sagen sehr viel aus über den Zustand der Partei.
Rainer Wimmer ist Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter sowie der Produktions-Gewerkschaft (Pro-Ge), die rund 240.000 Mitglieder zählt. Thomas Drozda ist ehemaliger Kulturminister; zum Zeitpunkt des Urnenganges war er Bundesgeschäftsführer der SPÖ. Gabriele Heinisch-Hosek war einmal Bildungsministerin und ist heute SPÖ-Frauenvorsitzende. Das muss man vorwegschicken. Was die drei eint, ist, dass sie bei der Nationalratswahl auf den vorderen Bundeslistenplätzen ihrer Partei kandidierten und kaum Vorzugsstimmen erreichten. Wimmer musste sich mit 993, Drozda mit 285 und Heinisch-Hosek mit 299 begnügen.
Ihrer Karriere in der Politik tut das keinen Abbruch. Gut, Drozda trat als Bundesgeschäftsführer der Partei zurück, teilte jedoch mit, sein Mandat „selbstverständlich“ anzunehmen. Das ist bemerkenswert: Vorzugsstimmen spielen in Österreich zwar keine größere Rolle; zu Verschiebungen führen sie aufgrund der Hürden selten. Darüber, dass die Gennannten aber nur so wenig persönliche Unterstützung von Wählerinnen und Wählern erhalten, könnten sich die zwei Männer und die eine Frau aber schon wundern: Ja, wie schafft man es bei einer solchen Prominenz überhaupt, nur auf einen dreistelligen Wert zu kommen? Das ist fast schon wieder eine Kunst.
Parteichefin Pamela Rendi-Wagner kam auf 30.621 Vorzugsstimmen. Doris Bures brachte es mit sichtbarer Plakatkampagne in der Bundeshauptstadt auf alles in allem ein Drittel davon (10.795). Immerhin.
Andererseits: Zumindest drei Kandidaten auf hinteren, um nicht zu sagen hintersten Bundeslistenplätzen waren summa summarum, also inkl. Vorzugsstimmen über Landes- und Regionalwahlkreislisten, erfolgreicher als zum Beispiel Doris Bures: Der Salzburger Tarik Mete (dem z.B. das profil eine eigene Geschichte widmete) mit 17.827, der – mittlerweile berühmte – Steirer Max Lercher mit 12.241 und der Burgenländer Maximilian Köllner mit 12.022.
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Das erklärt einiges und sagt auch sehr viel aus über den Zustand der Partei: Zunächst wird nachvollziehbar, warum etwa eine Statutenänderung inkl. Ausbau parteiinterner Demokratie vor einiger Zeit gescheitert ist. Genossinnen und Genossen, die ihre Macht ausschließlich aus ihrer Funktion ableiten und behalten können, komme, was wolle, hätten ein Problem damit. Zum anderen leitet das schon über zu einem Hintergrund der bestehenden Krise: Leute wie Tarik Mete, aber auch Lercher, genießen zwar mehr persönlichen Zuspruch, haben es aber schwer bis unmöglich, Erwartungshaltungen zu befriedigen, die damit einhergehen – eine echte Erneuerung, geschweige denn Neugründung der Partei ist schwer bis unmöglich.
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