SPÖ droht Dammbruch zur FPÖ

ANALYSE. Kern hat die Freiheitlichen umworben. Das erleichtert es nun jedoch eher enttäuschten Sozialdemokraten, zu ihnen abzuwandern.

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ANALYSE. Kern hat die Freiheitlichen umworben. Das erleichtert es nun jedoch eher enttäuschten Sozialdemokraten, zu ihnen abzuwandern.

Irgendwann hatte sich die SPÖ ja eine Lösung für das Problem einfallen lassen müssen, immer wieder so viele Wähler an die FPÖ zu verlieren. Jeweils gegenüber dem vorherigen Urnengang waren es 2006 laut SORA-Analyse 119.000, 2008 gar 181.000 und 2013 immerhin 52.000. So konnte es nicht weiter gehen. Die Art und Weise, wie sich Parteichef Christian Kern um eine Lösung bemühte, könnte infolge der Causa Silberstein die Abwanderung nun jedoch verstärken.

Kern hat seinen Kurs immer wieder geändert. Zwischendurch hat er die Freiheitlichen umworben. Sie erinnern sich: Am 23. November 2016 glaubte halb Österreich nicht richtig zu hören, als er sich im „Klartext“ auf Ö1 ein ausgesprochen amikales Duell mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache lieferte. Diesem gehe es „natürlich auch darum, unser Land voranzubringen“; wie das auch bei den freiheitlichen Wählern der Fall sei.

In diesem Sinne folgten weitere Schritte. Der letzte war ein Kriterienkatalog für eine rot-blaue Koalition.

Adressaten dieser Botschaft waren selbstverständlich ebendiese: Kern wollte all jene ansprechen, die zumindest theoretisch für die Sozialdemokratie gewinnbar sind. In diesem Sinne folgten weitere Schritte. Der letzte war ein Kriterienkatalog für eine rot-blaue Koalition.

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Heute jedoch stellt sich diese Frage nicht mehr: Infolge der Causa Silberstein muss die SPÖ schauen, nicht auf Platz drei zurückzufallen. Und dann wird sie sich eher in Opposition begeben, um sich irgendwie neu aufzustellen (das mit der Variante Hans Peter Doskozil ist wohl nur ein bürgerlicher Wunschtraum, wie hier analysiert ist).

Jetzt jedenfalls droht die Öffnung, die Kern gegenüber den Freiheitlichen betrieben hat, zum Riesenproblem für ihn und seine Partei zu werden. Die bisherigen Signale, die er setzte, waren nämlich auch für den einen oder anderen Genossen wahrnehmbar: Wenn Rot und Blau eh nicht mehr ganz so weit voneinander entfernt sind, dann können nicht nur Blaue rot, sondern auch Rote blau wählen – mit entsprechenden Folgen für die Sozialdemokratie halt.

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