SPÖ: Beraterproblem ist 18 Jahre alt*

BERICHT. Schon im Nationalratswahlkampf 1999 hat sich die Partei schwer getan mit der Expertise, was sie nun wie anstellen soll. 

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BERICHT. Schon im Nationalratswahlkampf 1999 hat sich die Partei schwer getan mit der Expertise, was sie nun wie anstellen soll. 

Man kann das sozialdemokratische Problem mit Beratern auch so sehen: Die Partei ist inhaltlich und personell ausgedünnt. Also müssen sich führende Repräsentanten umso mehr coachen lassen. Und zwar schon lange. Das wird in dem Buch deutlich, das der Politikberater Thomas Hofer 2005 geschrieben hat: „Spindoktoren in Österreich“, erschienen im LIT-Verlag.

Bei der Nationalratswahl 1999 verlor die Sozialdemokratie fünf Prozentpunkte. Mit einem Stimmenanteil von 33 Prozent blieb sie zwar vorne, die drittplatzierte ÖVP ging in weiterer Folge jedoch eine Koalition mit der FPÖ ein. Spitzenkandidat war Viktor Klima.

„Der 99er Wahlkampf war ein wahlkampfmäßiges Desaster.“ (Robert Leingruber)

Hinterher ließ Hofer in seinem Buch einige Parteimitarbeiter analysieren, was da schief gelaufen war. Zum Beispiel – in Vertretung von Doris Bures, Bundesgeschäftsführerin ab 2000 – Robert Leingruber. Ein Mann der deutlichen Worte. Zitat: „Der 99er Wahlkampf war ein wahlkampfmäßiges Desaster (…), uns ist nicht gelungen zu erklären, warum man die SPÖ wählen soll. (…) Die Wahlkampfführung war katastrophal. Es ist auf die Organisation als solche verzichtet worden. (…) Das Spiel mit den Medien ist einfach überdreht worden.“

Vorrangiges Thema der Berichterstattung über die SPÖ waren im Übrigen nicht Inhalte.

Einige Mitarbeiter zeigten sich überzeugt davon, dass Klima „von seinen Medienberatern ,übertrainiert’ worden war und „deshalb nicht authentisch gewirkt“ habe, schreibt Hofer. Der seinerzeitige Kampagnenmanager der Wiener SPÖ, Harry Schranz, habe dem jedoch widersprochen: „Klima hat im entscheidenden Moment gezeigt, dass er nicht zu viel, sondern in Wahrheit zu wenig trainiert war. Er hat dann das Wiederholen von Botschaften nicht so elegant gemacht wie andere das geschafft haben.“

Vorrangiges Thema der Berichterstattung über die SPÖ waren im Übrigen nicht Inhalte – sondern die Spindoktoren, der „War Room“ (also die Wahlkampfzentrale) nach US-amerikanischem Vorbild und dergleichen. Das hätte „keinesfalls passieren dürfen“, so Andreas Rudas, der 1999 noch Bundesgeschäftsführer war.

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