Phänomen Doskozil

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ANALYSE. Warum der burgenländische Landeshauptmann schon jetzt eine Wiederkandidatur für 2025 ankündigt – und was ihn zum vielleicht österreichischsten aller österreichischen Politiker macht.

Andreas Babler muss fast schon froh sein, dass Hans Peter Doskozil nicht ein oder gar zwei Tage früher angekündigt hat, bei der Landtagswahl 2025 wieder zu kandidieren. Der große Abwesende auf dem Bundesparteitag in Graz hätte diesen vielleicht nicht überstrahlt, ihm jedoch Aufmerksamkeit genommen. So oder so ist es eine gute und eine schlechte Nachricht für Babler: Doskozil wird noch länger abweichende Meinungen kundtun und derjenige sein, der als Beweis dafür herangezogen wird, dass die Sozialdemokratie nicht geschlossen ist. Auf der anderen Seite ist jedoch klargestellt, dass er im Burgenland bleibt.

Die Ankündigung des Landeshauptmannes zwei Jahre vor der Landtagswahl mag überraschen. So etwas ist ungewöhnlich. Doskozil erledigt damit jedoch Notwendiges und Nützliches. Notwendiges insofern, als aufgrund mehrerer und – wie er selbst schon mitgeteilt hat – möglicher weiterer Operationen am Kehlkopf immer ein Zweifel im Hinblick darauf bestand, wie lange er das noch machen kann. Diesem Zweifel ist er nun entgegengetreten. Außerdem hat ihn die Nicht-Wahl zum Bundesparteivorsitzenden in eine persönliche Krise gestürzt. Jetzt hat er versucht, einen Schlussstrich unter dieses Kapitel zu setzen und einen Neustart zu signalisieren.

Bemerkenswert ist, wie er das tut: Er ließ eine Umfrage durchführen, bei der herausgekommen ist, dass viele Burgenländer:innen finden, dass sich das Land in die richtige Richtung entwickelt (50 Prozent); und dass ihm bei einer Direktwahl ganze 70 Prozent ihre Stimme geben würden. Darauf antwortet er sinngemäß: Die Menschen wollen mich, also bin ich bereit, zu bleiben.

Doskozil bedient hier ein überholt geglaubtes Politikerbild. Es entspricht dem selbsternannten Landesvater. Beziehungsweise einem Verständnis, das das Bild von einem „Vaters Staat“ pflegt, der sich fürsorglich und gerecht, zeitweise aber auch streng gibt. Es erklärt seine Popularität in einer alles in allem sehr homogenen Landesbevölkerung: Mieten im Genossenschaftssektor ließ er bereits vor einem halben Jahr einfrieren. In Wien sind die Parteifreunde für den Gemeindebau erst jetzt dazu geschritten. Streng ist er, der Ex-Polizist, wiederum dort, wo es sich nicht wenige Menschen erwarten: Sicherheit, Migration, Grenzkontrollen.

Vielleicht ist Doskozil der österreichischste aller österreichischen Politiker: Es würde ihm nie in den Sinn kommen, Veränderungen das Wort zu reden, wie es Babler mit der Vermögenssteuer oder „Tempo 100“ auf der Autobahn tut (bzw. schon getan hat). Er steht dafür, populär zu wirken, Verhältnisse eher zu bewahren und gerade in unsicheren Zeiten so zu tun, als habe er alles unter Kontrolle.

Ganz offensichtlich gelingt es ihm, das zu vermitteln. Johanna Mikl-Leitner beispielsweise, die mächtigste ÖVP-Politikern, die ebenfalls an der Spitze eines Landes steht, schafft Vergleichbares nicht einmal annähernd: Bei der Landtagswahl in Niederösterreich gaben zu Jahresbeginn laut SORA-Wahltagsbefragung nur 23 Prozent an, dass sich das Land eher positiv entwickle. Und bei einer Direktwahl wäre sie selbst auf gerade einmal 40 Prozent gekommen.

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