ANALYSE. Dass Trump und Hofer ernstzunehmende Präsidentschaftskandidaten werden konnten, ist vor allem auf wachsende Bevölkerungsgruppen zurückzuführen, die die Zukunft schwarz sehen. Das untermauern Umfragen, die in USA und Österreich zu identischen Ergebnissen kommen.
An den Ausländern liegt es nicht. Wo viele leben, schnitt der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer im Frühjahr schlechter ab, als dort, wo wenige leben (Daten dazu). Auch die Arbeitslosigkeit hatte keinen unmittelbaren Einfluss; sonst hätte er in Wien, wo sie außerordentlich hoch ist, weit vor seinem grünen Mitbewerber Alexander Van der Bellen liegen müssen. Entscheidend ist also Anderes, wobei sehr viel dafür spricht, dass es eine Erwartungshaltung in der Bevölkerung ist: Wachsende Teile sehen die Zukunft schwarz; sie befürchten, dass alles schlechter wird. Und sie wenden sich in weiterer Folge von klassischen Politikern ab, denen sie nichts mehr zutrauen, und Populisten zu, die ihr Unbehagen bestärken. Das reicht ihnen.
Das Sozialforschungsinstitut SORA hat im Zuge der Wahltagsbefragung zur ersten Stichwahl Ende Mai spannende Daten dazu erhoben. Und zwar auf folgende Fragestellung: „Was erwarten Sie für die kommenden fünf Jahre? Wird sich die Lebensqualität in Österreich eher verbessern, eher verschlechtern, oder wird sie sich nicht verändern?“ Ergebnis: Von der Gesamtheit derer, die eine Verschlechterung befürchten, wählten zwei Drittel (67 Prozent) Hofer; nur ein Drittel zog es zu Van der Bellen. Bei denen, die auf eine Verbesserung hoffen, zog es dagegen eine Mehrheit von 52 Prozent zu Van der Bellen.
Ähnliches zeigen Umfragen auch für die USA – und für den dortigen Protestwählerkandidaten Donald Trump. Das „PEW Resarch Center“ hat im Sommer die Stimmungslage in den beiden großen Lagern untersucht, also jenem, das Trump unterstützt, und jenem, das es zu seiner Gegenkandidaten Hillary Clinton zieht. Die Fragestellung lautete: Gemessen an den heutigen Lebensverhältnissen wird es der nächsten Generation schlechter, besser oder gleich haben? Ergebnis: Von 100 Trump-Anhängern erwarten 60 eine Verschlechterung, bei den Clinton-Anhängern nur 30. Umgekehrt ist der Anteil derer, die mit einer Verbesserung rechnen, in ihrem Lager mit 38 Prozent fast viel Mal größer als bei Trump; bei ihm sehen nur elf Prozent die Zukunft rosig.
Die Herausforderung für die Politik ist es also, einen Stimmungswandel zu begründen: Erst wenn die Massen wieder zuversichtlicher werden, sind Populisten bei Wahlen von vornherein chancenlos.