NEOS schlucken eine Portion ÖVP

ANALYSE. Matthias Strolz und seine Leute profitieren davon, dass von der Volkspartei nicht mehr viel da ist: Ein kleiner Teil von ihr braucht eine neue Heimat. 

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ANALYSE. Matthias Strolz und seine Leute profitieren davon, dass von der Volkspartei nicht mehr viel da ist: Ein kleiner Teil von ihr braucht eine neue Heimat.

NEOS-Chef Matthias Strolz hatte im vergangenen Jahr sehr gute Gründe, mit Sebastian Kurz über eine gemeinsame Bewegung zu reden: Es hat ihm klar sein müssen, dass eine Kurz-geführte Volkspartei eine echte Gefahr für seine Liste darstellen könnte. Dazu genügt eine einfache Erklärung: Die NEOS haben ihre Existenz vor allem auch dem Umstand zu verdanken, dass die Schwarzen für viele Bürgerliche im Laufe der Zeit nicht mehr wählbar waren; sie waren geradezu dankbar über die Pinken.

Mit Kurz hätte das wieder kippen können. Scheint es nun aber nicht. Was wohl darauf zurückzuführen ist, dass er erstens die ÖVP nicht einfach übernommen hat und zweitens eine sehr klare Ausrichtung in eine bestimmte Richtung vorgenommen hat. Die Volkspartei gibt es so, wie wir sie kennen, auf Bundesebene nicht mehr. Sie hat sich Sebastian Kurz übertragen. Und er hat daraus eine Bewegung gemacht, die allein auf seine Person ausgerichtet ist. Was es ihm wiederum erleichtert, den rein strategisch gesehen einfachsten wie erfolgversprechenden Weg zu gehen, durch die andauernde Wiederholung von Flüchtlingsthemen FPÖ-affine Wähler anzusprechen. Das könnte wirklich zu einem klaren Wahlsieg führen.

Eine solche Umstellung kann unterm Strich zum Vorteil gereichen, bringt aber immer auch Verluste mit sich. Und die gibt es.

Eine Klarstellung war für die ÖVP ganz grundsätzlich betrachtet überfällig. Das muss betont werden. Dazu genügt ein Blick auf das Wahlverhalten ihrer bisherigen Wähler bei der ersten Runde der Bundespräsidenten-Wahl im April 2016: Nur gut ein Drittel unterstützte ihren Mann, Andreas Khol. Alle anderen strömten zu Norbert Hofer oder Irmgard Griss oder Alexander Van der Bellen. Was insofern alarmierend für die Partei war, als es extreme Unterschiede zwischen diesen Kandidaten gibt; und so zum Ausdruck kam, dass es für sie eigentlich unmöglich geworden ist, ein Angebot zu schaffen, das all ihren bisherigen Wählern passen könnte. Also ist die völlige Neuaufstellung, wie sie Kurz nun vorgenommen hat, nachvollziehbar.

Die Kehrseite wird er möglicherweise verkraften können. Eine solche Umstellung kann unterm Strich zum Vorteil gereichen, bringt aber immer auch Verluste mit sich. Und die gibt es. Einem Teil der alten ÖVP missfällt das, was da läuft. Und er murrt nicht nur, sondern wandert gleich zu den bürgerlich-liberalen NEOS ab: Erhard Busek, Heinrich Neisser und Ferry Maier arbeiten ja quasi schon bei diesen mit. Das ist ein Signal. Und je mehr treue Anhänger der bisherigen ÖVP man anspricht, desto öfter stellt man fest, dass es da immer auch einige gibt, die erstmals Sympathien für die NEOS bekunden.

Wobei man eines natürlich nicht übersehen darf: Kurz spricht mit Sicherheit auch bisherige Unterstützer von Strolz und Co. an. Aber bei Kleinparteien ist die Fluktuation in der Regel so oder so derart groß, dass sie jedes Mal ums Überleben kämpfen müssen.

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