ANALYSE. Mit dem Antreten des ehemaligen Baumeisters wird die Präsidenten-Wahl noch spannender.
Ja, man kann Richard Lugner als „Jux-Kandidaten“ belächeln. Seine Eskapaden und vor allem sein Video zur Bundespräsidenten-Wahl 2016 sind nicht ernst zu nehmen. Unterschätzen sollte man den 83-Jährigen jedoch nicht: Ein paar Prozentpunkte wird er jedenfalls machen. Und das macht das ohnehin schon offene Rennen um das höchste Amt im Staat noch spannender; noch dazu, da er im rechten Spektrum anzusiedeln ist, wo das Gedränge der Kandidaten auch ohne ihn besonders groß gewesen wäre.
Bei der Bundespräsidenten-Wahl 1998 holte Lugner österreichweit knapp zehn Prozent. In Wien schaffte er gar 14 Prozent. Daran wird er nun kaum anschließen können. Zumal es damals weder einen SPÖ-, noch einen FPÖ-Mitbewerber gegeben hat. Auf der anderen Seite aber ist der Frust über das Establishment, also Parteien und ausgewiesene Parteikandidaten, viel größer geworden. Sprich: Für Lugner ist noch immer ein Potenzial von gut und gerne fünf Prozent vorhanden.
Damit macht er vor allem Norbert Hofer (FPÖ) das Leben schwer. Dieser hatte zwar schon bisher mehrere Mitbewerber im dominierenden Mitte-Rechts-Lager der Republik; anders als Andreas Khol (ÖVP) und Irmgard Griss ist Lugner aber der einzige, der wie er Protestwähler ansprechen kann, die bei dem Urnengang nur einen Denkzettel ausstellen wollen.
Vergleichbar ist die Situation mit der Nationalratswahl 2013: Damals gab es mit Frank Stronach einen Kandidaten, der so ähnlich positioniert war, wie es Lugner heute ist.
Vergleichbar ist die Situation mit der Nationalratswahl 2013: Damals gab es mit Frank Stronach einen Kandidaten, der so ähnlich positioniert war, wie es Lugner heute ist. Seine Partei holte 5,7 Prozent – die vor allem auf Kosten der Freiheitlichen gingen. Anders ausgedrückt: Ohne das Team Stronach hätten die Freiheitlichen damals wohl an die 25 Prozent gemacht.
Gut 25 Prozent werden beim ersten Durchgang der Bundespräsidenten-Wahl auch notwendig sein, um in die Stichwahl zu kommen. Die Mitte-Rechts-Kandidaten Khol, Griss, Hofer und Lugner werden es einander schwermachen, das zu erreichen. Schon allein rechnerisch.
Wovon im Übrigen die Vertreter links der Mitte profitieren werden: Die Chancen von Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und dem ehemaligen Sozialminister Rudolf Hundstorfer, in die Stichwahl zu kommen, sind jedenfalls größer – und durch Lugner noch größer geworden.