Innsbruck: Wo Parteien zerfallen

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ZAHLEN ZUM TAG. In der Tiroler Landeshauptstadt ist vor allem die Geschichte der ÖVP kaum zu erfassen.

Vor mehr als 50 Jahren haben ÖVP und SPÖ bei Innsbrucker Gemeinderatswahlen zusammen fast 90 Prozent erreicht: 1965 kam die ÖVP auf 57 und die SPÖ auf 32 Prozent. In Summe waren das 89 Prozent. Vor sechs Jahren mussten sie sich mit zwölf bzw. zehn, insgesamt also 22 Prozent begnügen.

An diesem Sonntag wird wieder gewählt. Ob es eine der beiden auf Platz eins bringen wird, ist fraglich, zumindest im Falle der ÖVP aber nicht vollkommen ausgeschlossen.

Die Sache ist kompliziert: Seit Jahrzehnten hat die Innsbrucker Volkspartei mit Abspaltungen zu kämpfen. Die wichtigsten Beispiele: 1971 verabschiedete sich der Rechtsanwalt Willi Steidl aus ihren Reihen und machte sich mit dem „Tiroler Arbeitsbund“ (TAB) selbstständig. Bei der Gemeinderatswahl 1983 kam dieser auf 13 Prozent. In den 1990er Jahren wurde Hewig van Staa zum Abtrünnigen, er gründete die Liste „Für Innsbruck“ (FI), holte gleich einmal 23 Prozent und wurde Bürgermeister. Das Amt blieb der Liste bis 2018 erhalten. Aus der ÖVP ausgeschlossen wurde van Staa nie, sie machte ihn 2002 vielmehr zum Landeshauptmann.

In der Stadt sind ÖVP und FI vor wenigen Monaten wieder zusammengegangen. Das Glück ist getrübt: Ex-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, ein langjähriger Schwarzer, macht ihr mit einer eigenen Liste zu schaffen.

Die Zerstrittenheit des ÖVP-bürgerlichen Lagers ist eine Erklärung dafür, dass es die Grünen vor sechs Jahre auf 24 Prozent und damit auf Platz eins bringen konnten; und dass die Stadt mit Georg Willi einen grünen Bürgermeister erhielt (ein anderer Grund ist das große studentisch-akademische Milieu in der Alpenstadt).

Zurück zum Thema Abspaltung. Die FPÖ trennte sich in den 2000er Jahren von Rudi Federspiel, der jedoch in der Politik bleiben wollte. Was ihm dann auch gelang. 2006 und 2012 schaffte er mit seiner Liste „Rudi“ neun bzw. acht Prozent. Die FPÖ blieb einstellig. Erst 2018 ließ sie das hinter sich und erreichte 19 Prozent.

Die SPÖ spielte in Innsbruck in den vergangenen Jahren eine kleine Rolle. Die einstige Nummer zwei war zuletzt mit den eingangs erwähnten zehn Prozent nur noch die Nummer fünf im Gemeinderat.

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